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Interview: Mundhygiene bei pflegebedürftigen Menschen

By: | Tags: , , , , | Comments: 0 | November 14th, 2016

Petra Bischof-Oswald ist organisatorische Leiterin der Aus- und Weiterbildungen für ZAss und PAss der Zahnärztekammer Burgenland und bietet in diesem Rahmen auch spezielle Mundhygiene-Schulungen für Pflegepersonal an. Im Gespräch mit prophy informiert sie über die speziellen Herausforderungen bei der Mundhygiene pflegebedürftiger Menschen.

Frau Bischof, macht es für pflegebedürftige Menschen Sinn, sich einer professionellen Zahnprophylaxe zu unterziehen?

Auf alle Fälle! Wenn Pflegebedürftige mit Hilfe ihrer Angehörigen noch mobil sind, sollten sie regelmäßig zur Prophylaxe-Sitzung kommen. Immer mehr Menschen besitzen auch im hohen Alter noch ihre eignen Zähne, Totalprothesen werden zunehmend weniger und ein festsitzender Zahnersatz mit Implantaten, Teleskop-Prothesen mit Stegen, Brücken usw. spielen im Alter eine immer wichtigere Rolle. Gerade wenn festsitzender Zahnersatz, wie Brücken, Implantate oder Stegkonstruktionen vorhanden sind, ist es besonders wichtig, hier regelmäßig im Rahmen einer professionellen Mundhygiene-Sitzung sämtliche Stellen, die für die häusliche Mundhygiene schwer zugänglich sind, zu reinigen. Wichtig ist auch das Gespräch mit den Pflegebedürftigen und den Pflegenden, um Anleitungen zur häuslichen Mundhygiene zu geben. Optimal wäre es, pflegebedürftige Menschen rechtzeitig auf elektrische Zahnbürsten umzustellen ….

… wann ist der beste Zeitpunkt dafür?

Je früher, desto besser! Die Akzeptanz ist erfahrungsgemäß höher, wenn sich ein Pflegebedürftiger an die Vibrationen einer elektrischen Zahnbürste gewöhnt, solange er sie noch selbst handhaben kann. Und sollte später Hilfe bei der Mundhygiene durch das Pflegepersonal notwendig werden, ist diese mit einer elektrischen Zahnbürste wesentlich einfacher und effektiver als mit einer mechanischen Bürste.

Der Übergang von der Selbständigkeit in die Pflegebedürftigkeit passiert nicht immer abrupt. Ab wann halten Sie eine Hilfestellung durch das Pflegepersonal bei der Mundhygiene für wichtig?

Solange bei den Betroffenen die Feinmotorik in den Händen nicht eingeschränkt ist und sie die Zahnbürste optimal zur Plaque-Entfernung im Mund führen können, sollten sie es selbst tun. Idealerweise sollten die pflegenden Angehörigen oder das Pflegepersonal die Patienten dabei unterstützen, wenn sie sehen, dass es notwendig wird. Je früher man sich an eine Unterstützung durch fremde Hilfe bei alltäglichen Verrichtungen wie dem Zähneputzen gewöhnt, desto eher wird man sie auch später bei vollem Pflegebedarf akzeptieren. Wichtig ist es, den Betroffenen Zeit zu lassen und langsam auf sie zuzugehen. Auch der psychosoziale Aspekt ist zu beachten: Der Mund ist ein wichtiges Organ des Körpers, das nicht nur der Funktion zum Essen, Schlucken und Sprechen dient, sondern auch zentral ist für die Wahrnehmung der eigenen Identität, für die Fähigkeit sich auszudrücken.

Oft reagieren ja gerade ältere Menschen auf Reize im Mund sehr empfindlich …

… das sollte man unbedingt bei der Auswahl der Zahnpflegeprodukte berücksichtigen: Zahnbürsten mit weichen Borsten verwenden, die Zahnpasta sollte möglichst mild und geschmacksneutral sein. Da bei älteren, pflegebedürftigen Menschen oft die Schleimhäute dünner, schlaffer und leichter verletzlich sind, mögen sie kaum scharfe Zahnpasten mit starkem Minz- oder Menthol-Geschmack. Dasselbe gilt für Zahnspülungen. Hier eben individuell auf den Pflegenden eingehen und sich an die Bedürfnisse anpassen.

Was tun, wenn Spülen nicht funktioniert?

Alternativ zum Ausspülen kann man ein weiches Tuch oder größeres Wattestäbchen mit der Spülung tränken, und das Zahnfleisch und die Zähne damit zusätzlich zum Zähneputzen abreiben.

Was muss man in der Pflege von Patienten mit Vollprothesen beachten?

Die Prothese sollte ebenfalls zweimal täglich entfernt und gut gereinigt werden. Wichtig ist auch hier eine laufende Kontrolle durch den Zahnarzt, damit regelmäßig geprüft wird, ob die Prothese auch optimal sitzt.

Mundtrockenheit ist oft ein Problem für ältere Menschen. Aufgrund des Alters, aber auch verschiedene Medikamente können diese verstärken…

… deshalb ist es besonders wichtig, darauf zu achten, dass die Patienten viel trinken. Aber Achtung bei Tee: z. Bsp. Malven- oder Salbeitee verringern den Speichelfluss und tragen zusätzlich zur Austrocknung der Schleimhaut bei. Besser wären hier Kamillen-, Pfefferminz- oder Fencheltee. Weiters kann hier auch durch verschiedene Produkte wie Gels, Sprays oder Spüllosung nachgeholfen werden, die zur Speichelproduktion anregen.

Lesen Sie dazu auch den Artikel: Mundgesundheit für ältere Menschen
Cornelia Bischof-Oswald (Foto: Bruckner, Pinkafeld)

Petra Bischof-Oswald ist Dipl. PAss, Erwachsenbildungstrainerin, systemischer Coach und psychologische Beraterin. Sie ist seit 2008 selbständig mit einer Praxis für psychologische Beratung und psychosozialem Coaching in Bad Tatzmannsdorf tätig. Mehr Information: www.praxis-beratung.at

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“Pflegebedürftige Menschen rechtzeitig auf elektrische Zahnbürsten umzustellen”, empfiehlt Petra Bischof-Oswald.

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Lesen Sie dazu auch den Artikel: Mundgesundheit für ältere Menschen