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Mundgesundheit für ältere Menschen

By: | Tags: , , , , | Comments: 0 | November 14th, 2016

Studie der Medizin-Uni Innsbruck zeigt erhebliche Defizite auf

Erhebliche Defizite bei der Erhaltung der Mundgesundheit älterer Menschen hat eine Studie festgestellt, die an der Medizinischen Universität Innsbruck bei 128 Bewohnerinnen und Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen durchgeführt wurde.

Die von David Pfister veröffentlichte wissenschaftliche Arbeit zeigte auf, dass sich die Prothesen von mehr als der Hälfte aller untersuchten Heimbewohner in einem sehr schlechten Hygienezustand befinden. Der bakterielle Belag bei Zahnersatz, Zähnen und in der Mundhöhle hat einerseits negative Auswirkungen auf die Allgemeingesundheit und führt andererseits zu schlechtem Atem und damit zu sozialer Isolation, heißt es in der Studie des Autors. Karies und Parodontitis führen darüber hinaus zu Zahnverlust mit weitreichenden sozialen, ästhetischen und ernährungsassoziierten Auswirkungen und Problemen.

Mehr als die Hälfte ist auf Hilfeleistungen angewiesen

Als Ursache stellt der Studienautor verminderte motorische Fähigkeiten und andere allgemeinmedizinische Faktoren fest. Zwei Drittel der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer hatten deutliche Einschränkungen in ihren handmotorischen Fähigkeiten und einen schlechten Allgemeinzustand. Mehr als die Hälfte sind auf Hilfeleistungen durch die Pflege angewiesen, 24 Prozent brauchen eine ständige Betreuung. Dazu kommt eine erhebliche Fehleinschätzung bezüglich der Prothesenreinigung. 75 Prozent beurteilten die Qualität der Prothesenreinigung als gut, tatsächlich wurden jedoch nur 40 Prozent der Prothesen angemessen gereinigt.

Die Studie hat ergeben, dass bei 13 Prozent der Alten- und Pflegeheimbewohnerinnen die Pflege von Zähnen und Zahnersatz durch das Pflegepersonal vorgenommen werden. Tatsächlich würde ein wesentlich höherer Bedarf bestehen, meint Studienautor David Pfister. Das Pflegepersonal ist jedoch nicht in der Lage, diese Forderungen ohne Unterstützung durch Zahnärzte zu bewältigen.

Am Ende steht der Zahnverlust mit gesundheitlichen und sozialen Einschränkungen

Erfolgt die Mundhygiene nicht bedarfsgerecht, das heißt ohne zahnärztliche Betreuung in Prophylaxeprogrammen und korrekter häuslicher Mundhygiene, schreiten Karies und Parodontitis so lange voran, bis Ziehen der betroffenen Zähne notwendig ist. Bei PatientInnen mit Nierenfunktionsstörungen, Herzinsuffizienz oder Medikamenteneinnahme zur Blutverdünnung ein wirklich komplizierter Eingriff, der sich über Wochen hinziehen kann. Zahnersatz kann dann nur mehr sehr schwer angepasst, im schlimmsten Fall nicht mehr getragen werden.

Eine Aufklärung sollte zunächst einmal darauf abzielen, Bewusstsein für die Problematik zu schaffen. Sabine Remmel, Dental Science Liaison Manager von Colgate-Palmolive in Österreich: „Es wäre schon allein der Hinweis wichtig, dass dem Pflegepersonal in Heimen, aber auch in mobilen Pflegediensten ausreichend Zeit für die Mundhygiene eingeräumt werden muss – das ist nämlich sehr oft nicht der Fall.”

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MR Dr. Wolfgang Kopp, Präsident der Tiroler Zahnärztekammer, hält in einer Aussendung der Tiroler Gebietskrankenkasse[1]  fest: „Das Interesse seitens des Pflegepersonals an theoretischem und praktischem Wissen ist da. Unsere Zahnärzte stellen gerne ihr Know-How zur Verfügung. Darüber hinaus soll die Zahnmedizin auch in die präventive und kurative Betreuung vor Ort in den Heimen verstärkt eingebunden werden.“ Nach einer Erst-Untersuchung vom Zahnarzt könne für jeden Heimbewohner eine individuelle Pflegeanleitung erstellt werden. „Dadurch wird die tägliche Arbeit des Pflegepersonals immens erleichtert. Neben einer verbesserten Schulung der Heim-Mitarbeiter wäre eine regelmäßige Behandlung durch den Zahnarzt vor Ort sinnvoll“, ergänzt Georg Berger, Geschäftsführer Wohn- und Pflegeheime Hall.

 

Den erfahrenen Prophylaxe-Assistentinnen Petra Bischof-Oswald (Gesundheitsakademie Bad Tatzmannsdorf), Cornelia Bernhardt (PASS Tirol) und Beate Weismaier (Dentalhygieneschule Graz) ist dieses Thema ebenfalls ein Anliegen. Ein erfolgreiches Schulungsangebot für Alten- und Pflegepersonal gibt es bereits seit zwei Jahren in der Gesundheitsakademie Bad Tatzmannsdorf. Petra Bischof-Oswald bietet laufend spezielle Mundhygiene-Schulungen für Pflegepersonal an.

 

[1] PA der Tiroler Gebietskrankenkasse: Mehr Mundgesundheit in Wohn- und Plegeheimen. 13. Juli 2016.

Lesen Sie dazu auch das Interview mit Petra Bischof-Oswald!
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Erhebliche Fehleinschätzung:
75 Prozent beurteilten die Qualität der Prothesenreinigung als gut, tatsächlich wurden jedoch nur 40 Prozent der Pro- thesen angemessen gereinigt.

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Die Biologin Mag. Sabine Remmel ist Dental Science Liaison Manager der Colgate Palmolive GmbH.

Sabine Remmel, Dental Liaison Manager, Colgate- Palmolive GmbH(Foto: privat)

Prophylaxe-Referent der Österreichischen Zahnärztekammer (Foto © Colgate, Ludwig Schedl):

Wolfgang Kopp, Prophylaxe-Referent der Österreichischen Zahnärztekammer (Foto © Colgate, Ludwig Schedl)

Lesen Sie dazu auch das Interview mit Petra Bischof-Oswald!