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CP GABA Zweigniederlassung Österreich / Katharina Schiffl

Fluorid in der Zahnpasta – wirksamer Schutz für die Zähne

By: | Tags: , , , , , , , | Comments: 0 | Dezember 10th, 2020

Im Herbst 2018 hatten die Fachgesellschaften Deutsche Gesellschaft für Präventivzahnmedizin (DGPZM), die Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ), die Deutsche Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (DGKiZ), der Bundesverband der Zahnärztinnen und Zahnärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BZÖG) und die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) neue Empfehlungen zu einem höheren Fluoridgehalt von Kinderzahnpasten beschlossen, entsprechende Produkte mit 1000 ppm Fluoridgehalt sind inzwischen auf dem Markt, auch in Österreich. prophy traf Univ.-Prof. Dr. Katrin Bekes, Leiterin des Fachbereichs Kinderzahnheilkunde an der Universitätszahnklinik Wien zum Gespräch, um die Hintergründe für diese Anpassung zu beleuchten.

Wie kam es denn zu der Fluoridanpassung für Kinder?

Jahrelang galt die Empfehlung bis zum 2. Lebensjahr 1 x täglich mit einer 500 ppm Zahnpasta zu putzen, dann 2x täglich mit 500ppm. Das waren die Leitlinien der führenden Fachgesellschaften. Es war klar, Fluorid ist wichtig.

Ein Blick auf die Daten zu Milchzahnkaries in Deutschland – in Österreich liegen die Daten leider nicht so lange vor – zeigt eine deutliche Reduktion der Karies bei den 12-jährigen, sogar über 90 Prozent in den vergangenen 25 Jahren.  Der DMFT liegt bei 0,5 – anders gesagt bedeutet das „zwei Jugendliche teilen sich einen kariösen Zahn“. Bei den 6-Jährigen flachte sich die Kurve ab, das heißt, der Kariesrückgang stagniert. Die letzte Studie der DAJ (Deutsche Arbeitsgesellschaft für Jungendzahnpflege, die Studie ist aus dem Jahr 2016 und wurde 2017 publiziert) zeigt, dass in einzelnen Bundesländern die Kariesrate gleich blieb oder sogar wieder gestiegen ist.

Die Erfolge der letzten Jahre gelten also nur eingeschränkt?

Das ist richtig, für das Milchgebiss trifft dies zu, das ist aber auch unser Problemfeld, denn die Milchzahnkaries ist nach wie vor präsent. In die letzte DAJ-Studie wurden zudem die Daten der 3-Jährigen aufgenommen. 13,7 Prozent dieser Kinder haben Karies und zwar im Durchschnitt 3,6 kariöse Zähne, das ist eine Menge. Eine weitere Fragestellung der Studie war, ob diese Kinder auch versorgt seien und man stellte fest, dass Dreiviertel der Kinder nicht therapierte kariöse Läsionen zeigten. An diesem Punkt muss man also feststellen, dass die Prävention irgendwie stagniert.

Eine weitere Frage war jene nach den internationalen Guidelines zur Fluoridanwendung. Wir stellten fest, dass weltweit bereits andere Empfehlungen galten oder kurz vor ihrer Publikation waren.

Anlässlich eines Expertentreffens mit allen relevanten Fachgesellschaften wurden schließlich die neuen Empfehlungen für fluoridierte Zahnpasten bei Kindern erarbeitet. 2018 wurden sie anlässlich der Jahrestagung der DGKiZ an die Presse verteilt und in der Fachzeitschrift „Oralprophylaxe“ und „Kinderzahnheilkunde“, die auch die österreichischen Mitglieder erhalten, publiziert. In Österreich proklamiere ich zudem in meiner Doppelfunktion als Präsidentin der DGKiZ und Vizepräsidentin der ÖGKiZ die neuen Empfehlungen. Natürlich fließen diese Empfehlungen auch in der Aus- und Fortbildung für zahnärztliche Fachkräfte ein.

Wie geht es nun weiter?

Die Leitlinie zu den Fluoridierungsempfehlungen wird derzeit überarbeitet. Wir hoffen, dass sie noch in diesem Jahr publiziert werden.

Wissenswertes

 Der Unterschied zwischen Fluorid ist Fluor.

Fluorid (z.B. Aminfluorid oder Natriumfluorid) ist ein Salz und kann vereinfacht als XF dargestellt werden, wo F für ein Fluor-Atom steht und X ein Atom von einem anderen chemischen Element (wie z.B. Na im Fall von Natriumfluorid) oder ein ganzes Molekül (wie im Fall von Aminfluorid) ist. Fluorid ist daher nicht zu verwechseln mit Fluor (F2), einem Molekül, welches zwei miteinander verbundene F-Atome enthält, und ein  in der Tat giftiges Gas ist. Eine Gleichsetzung von Fluorid und Fluor wäre genauso unsinnig wie eine Gleichsetzung von Kochsalz mit Chlorgas. Chlor ist ebenfalls ein giftiges Gas (Cl2) und das verwandte Kochsalz (Natriumchlorid, NaCl) ein Salz und lebensnotwendig.

 Wie viel Fluorid ist in einer normalen Zahnpasta enthalten?

Die meisten Hersteller orientieren sich an der Kosmetikverordnung sowie den Empfehlungen von Fachgesellschaften wie der Deutschen Gesellschaft für Präventivmedizin (DGPZM), der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahlheilkunde (DGKiZ) und der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), wenn es um die Fluoridkonzentration in Zahnpasten geht. So enthält eine Zahnpasta für Erwachsene meist 1.400-1.450 ppm Fluorid; die maximal zulässige Fluorid-Konzentration beträgt dabei 1.500 ppm. Die Abkürzung „ppm“ steht für „Parts per Million“ und bedeutet im Fall  der Zahnpasta mit 1.400 ppm Fluorid, dass pro Gramm Zahnpasta 1,4 mg Fluorid enthalten sind. Eine 75 ml Zahnpastatube dieser Konzentration hat enthält umgerechnet also insgesamt ca. 105 mg Fluorid. Ein zum Zähneputzen verwendeter 1 cm langer Zahnpasta-Streifen (1.400 ppm Fluorid) beinhaltet ca. 0,7 mg Fluorid, bei einer Kinderzahnpasta (1.000 ppm Fluorid) sind es in einer erbsengroßen Anwendungsmenge ca. 0,3 mg Fluorid.

Wie viel Fluorid kann ich täglich bedenkenlos zu mir nehmen?

Kleine Menge Fluorid, die versehentlich beim Zähneputzen verschluckt werden, sind völlig unbedenklich. Erste Vergiftungsanzeichen können ab der sogenannten wahrscheinlich giftigen Dosis (PTD/Probable Toxic Dose) von 5 mg Fluorid pro Kilogramm Körpergewicht auftreten. Ein Mensch mit einem Körpergewicht von 60 kg müsste ca. 3 Tuben einer herkömmlichen Fluorid-Zahnpasta (75 ml, 1.400 ppm Fluorid) verschlucken bzw. essen, um diesen Wert zu erreichen – bei einem fünfjährigen Kind mit einem Körpergewicht von ca. 18 kg wären es entsprechend ca. 2 Tuben (50 ml, 1.000 ppm Fluorid).*

*Reichl, F.-X.; Mohr, K.; Hein, L.; Hickel; R. (2014) Atlas der Pharmakologie und Toxikologie für Zahnmediziner 2. Auflage, Thieme Verlag

Besteht die Gefahr einer Überdosierung, da wir auch über die Nahrung Fluorid aufnehmen?

 Laut dem Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) nimmt eine Erwachsener in Deutschland schätzungsweise täglich nur 0,4 bis 0,5 mg Fluorid über die Nahrung zu sich. Beispielsweise enthält 90 Prozent des Trinkwassers in Deutschland weniger als 0,25 mg Fluorid pro Liter.

Der Richtwert für eine angemessene Fluoridzufuhr der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) liegt allerdings sogar bei 3,1 bis 3,8 mg pro Tag für Erwachsene. Eine Überdosierung ist also sehr unwahrscheinlich  selbst wenn bei der täglichen Verwendung von fluoridhaltigen Zahnpasten kleine Mengen verschluckt werden.

Was ist eine Fluorose und wodurch entsteht sie?

Eine Dentalfluorose ist ein rein kosmetischer Makel in Form von weißlichen Veränderungen des Zahnschmelzes (Linien oder Flecken). Entstehen können diese durch eine systemische Fluorid-Überdosierung im Zeitraum der Schmelzbildung. Eine solche Überdosierung kann ab einer täglichen Aufnahme von über 0,05 – 0,07 mg Fluorid pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag auftreten. Ein fünfjähriges Kind mit ca. 18 kg Körpergewicht kann also beispielsweise täglich bis zu 0,8 mg Fluorid systemisch aufnehmen (d.h. essen oder verschlucken), bevor es zu einer Fluorose kommt. Statt einer systemischen Form der Fluoridsupplementation (Tabletten) empfiehlt sich die lokale Fluoridierung der Zähne durch die tägliche Verwendung von speziellen Baby- oder Kinder-Zahnpasten. Deren Fluoridkonzentration ist auf den altersgerechten Bedarf von Babies und Kindern abgestimmt, wodurch eine Überdosierung vermieden wird.

CP GABA Zweigniederlassung Österreich / Katharina Schiffl

Univ-Prof. Dr. Katrin Bekes

Foto: (c) CP GABA Zweigniederlassung Österreich / Katharina Schiffl