Aus der Praxis: Kinder in der Zahnarztpraxis? Aber gerne!
Der erste Besuch in der Zahnarztpraxis ist für Kinder und ihre Eltern oft eine große Sache. Wie ZAss, PAss und ZahnärztInnen dazu beitragen können, dass er positiv in Erinnerung bleibt, erklärt Zahnarzt Dr. Manuel Rammer im Gespräch mit prophy.
Herr Dr. Rammer, was müssen wir in der Praxis beachten, damit der erste Zahnarztbesuch gut läuft?
Wichtig ist, dass wir in der Ordination den Kindern eine positive Grundeinstellung vermitteln. Dass die Kinder erfahren, dass ihre Zähne wichtige Funktionen haben und dass sie gut auf sie schauen müssen. Der Besuch beim Zahnarzt sollte wie die tägliche Zahnpflege als etwas Normales empfunden werden. Das müssen vor allem auch die Eltern ihren Kindern vermitteln.
Was raten Sie den Eltern?
Oft erleben wir, dass die Kinder schon beim ersten Zahnarztbesuch verschreckt kommen, Angst haben. Ich sehe es als wichtige Aufgabe – auch der ZAss und PAss – die Eltern entsprechend zu instruieren: Wenn sie ihren Kindern keine positiven Erfahrungen beim Zahnarzt vermitteln können ist es besser, sie sprechen gar nicht darüber. Vor allem sollten sie nicht über Behandlungsabläufe sprechen, denn das Kind stellt sich darauf ein und ist dann verunsichert, wenn die Behandlung anders abläuft. Ich rate Eltern auch dringend, beim ersten Zahnarztbesuch nicht mit mehreren Kindern gleichzeitig in die Ordination zu kommen. Denn reagiert das erste Kind auf die Behandlung negativ, ist das keine gute Voraussetzung für das nächste …
Was ist in der Ordination zu beachten?
Lassen Sie das Kind zuerst zehn Minuten im Wartezimmer spielen und damit in der Ordination ankommen. Betritt das Kind den Behandlungsraum, sorgen Sie für eine lockere Atmosphäre, stellen Sie dem Kind ein paar Fragen aus dem Leben. Es sollte auch die Zeit sein, Fragen des Kindes zu beantworten. Überlassen Sie es dem Kind selbst, ob es alleine oder mit einer Begleitperson auf dem Zahnarztstuhl sitzen möchte. Die Eltern sollten während der Behandlung nicht ungefragt sprechen. Bevor Sie mit der Behandlung beginnen, erklären Sie jedes einzelne Instrument in einer verständlichen, altersgerechten Sprache.
A propos Sprache – was ist hier zu beachten?
Achten Sie auf positive Formulierungen: Wenn Sie sagen ‚Das tut nicht weh‘ bleibt beim Kind ‚weh‘ hängen. Besser, Sie sprechen nicht von Schmerzen, sondern beschreiben: Es wird vielleicht ein bisschen drücken, kitzeln, zwicken… Anstatt der ‚Spritze‘ erhält das Kind ‚Schlaftropfen‘ …
Stichwort Prophylaxesitzung: Was macht bei Kindern Sinn?
Ultraschallbehandlungen sollten erst ab dem 10. Lebensjahr gemacht werden. Vorher bildet sich normalerweise kaum Zahnstein. Wir arbeiten interaktiv mit den Kindern, färben zu Beginn die Plaquestellen ein und zeigen ihnen dann im Spiegel, wo es Probleme gibt und worauf sie beim Zähneputzen achten sollen. Auch im selbständigen Umgang mit Zahnseide sollte man sie spätestens im Alter von zehn Jahren instruieren – am besten kommen Kinder erfahrungsgemäß mit den Flosspics zurecht. Sollte es nötig sein, mit Ultraschall zu arbeiten, so müssen die Kinder vorgewarnt werden, dass es ‚kitzeln‘ kann.
Eine wichtige Rolle spielen die PAss auch bei der regelmäßigen Kontrolle der Fissuren der bleibenden Zähne. Tiefe Fissuren, besonders bei den 6ern, sind oft schwer zu reinigen und daher anfällig für Verfärbungen und Karies, die sollten von der Zahnärztin, dem Zahnarzt versiegelt werden.
Dr. Manuel Rammer ist Zahnarzt in Gallneukirchen.
zahnarzt-rammer.at
10jähriges Kind: Wechselgebiss mit multiplen kariösen Läsionen im Oberkiefer. Im Zahnzwischenraum regio 64 und 65 ist Karies zu erkennen. Bereits in jungen Jahren ist die Reinigung der Zahnzwischenräume unerlässlich.
© Rammer
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