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Mundgesundheit in der Schwangerschaft und für das neugeborene Baby

By: | Tags: | Comments: 0 | November 14th, 2022

Die Schwangerschaft und die optimale Versorgung des Säuglings ist mit neuen Herausforderungen begleitet. Das eigene Kind optimal auf die Zukunft und zu einem gelungenen Start ins Leben vorzubereiten in dieser Phase des Lebens eine hohe Priorität. Dies ist aber oft nicht so einfach umzusetzen, wenn das benötigte Wissen zur Umsetzung fehlt.

Wie stark die eigene Mundgesundheit und das eigene Verhalten die Gesundheit ihres Kindes beeinflusst, wird von vielen Schwangeren nach wie vor oft unterschätzt. Manchmal liegt es auch an fehlendem Bewusstsein oder mangelndem Wissen.

Dabei sollte gerade in dieser Phase des Lebens zahnmedizinisch relevante Maßnahmen und die Prävention einen besonderen Stellenwert einnehmen. Dies kann zu einem optimalen Start des Babys ins Leben beitragen, dass auch die Weichen für das weitere mundgesunde Leben vorgibt. Idealerweise sollte schon vorder Schwangerschaft das Gebiss saniert und die Mundgesundheit der werdenden Mutter sichergestellt werden. Sies ist leider nicht immer möglich. Parodontale Erkrankungen sollten noch vor Ankunft des Kindes behandelt werden, aber auch während der Schwangerschaft nicht unterschätzt werden
Bei einer Parodontitis wir durch die Immunreaktion Prostaglandin ebenfalls vermehrt freigesetzt. Prostaglandin ist ein Gewebshormon, dass viele Funktionen haben kann. Einerseits dient es als Schmerzvermittler, wirkt aber auch als ein Mediator für Hormone und ist auch bei der Entstehung von Fieber beteiligt. Andererseits macht es das menschliche Gewebe – zur Vorbereitung auf die Geburt – weicher und dehnbarer und wird in der späten Schwangerschaft vermehrt vom Körper ausgeschüttet.

Durch die Ausschüttung von Prostaglandin können frühzeitige Wehen und deren Folgen für das Kind hervorgerufen werden. Niedriges Geburtsgewicht, Frühgeburt und erhöhte Säuglingssterblichkeit sind bekannte Risiken von an nicht behandelten Parodontitis erkrankten Müttern.

Auch die Kariesaktivität der werdenden Mutter sollte unter Kontrolle gehalten werden, um die Infektion mit dem Kariesleitkeim Streptokokkus mutans so gering wie möglich zu halten.
So kann schon ein relevanter Einflussfaktor zur Entstehung von Karies vorbeugt werden.

Der optimale Zeitpunkt für eine notwendig kurative Behandlung und Prophylaxesitzung ist das 2. Trimester. Zwischen der 13. und der 28. Schwangerschaftswoche, dem 2. Trimester, sind Behandlungen meist problemlos machbar. Solange sich die Patientin wohlfühlt und keine Kontraindikationen dagegensprechen, kann ganz normal behandelt werden.

Im ersten Trimester sollte eine Bakteriämie, wie sie bei Zahnreinigung nun mal vorkommen kann, vermieden werden. Zu diesem Zeitpunkt sind Organe und Zähne des Fötus in der Entwicklung und reagieren auf negative Einflüsse von außen dementsprechend sensibel.

Im letzten Trimester sind längere Sitzungen für die werdende Mutter meist schon etwas anstrengender. Eine optimale Patientenlagerung ist in diesem Stadium aufgrund einer möglichen Kompression der Vena Cava Inferior nicht ratsam.

Empfehlungen für Schwangere aus zahnmedizinischer Sicht:

Wichtig für Schwangere ist, sich vielseitig und ausgewogen zu ernähren. Es besteht ein erhöhter Bedarf an Mineralien, Vitaminen, Eisen, Folsäure, Ballaststoffen usw. Oft kommt es auch zu einem gestörten Säure-Basen Verhältnis im Körper und somit auch im Mund.
Eine ausgewogene Ernährung besteht aus 70-80 % der  basischen und zu 20 -30 % aus säurebildenden Lebensmitteln.
Schwangere sollten daher auf Nahrungsmittel mit hohem Säuregehalt verzichten und basische Nährstoffe bevorzugen.
Zu säureerzeugenden Lebensmitteln gehören unter anderem Süßigkeiten, die mit Fabrikzucker hergestellt werden, Weißmehlprodukte, Zitrusfrüchte, Limonaden, Kaffee und Alkohol.Säurehaltige und säureerzeugende Lebensmittel und Getränke sind nicht nur pH-sauer, sondern entziehen dem Körper auch wertvolle Mineralien.
Die meisten Gemüsesorten sind als basisch einzustufen. Besonders empfehlenswert sind hier Avocado, Gurken, Fenchel, Grünkohl und andere grüne Gemüsesorten.
Da viele Schwangere an Mundtrockenheit leiden, sollten diese viel (mindestens drei Liter am Tag) trinken. Am besten geeignet sind nach wie vor stilles Mineralwasser oder ungesüßte Kräutertees.
Aufgrund morgendlicher Übelkeit oder Sodbrennen, an denen viele werdende Mütter leiden, wird die Zahnhartsubstanz von der Magensäure angegriffen.
Da empfiehlt es sich danach:

  1. Mund mit Wasser auszuspülen
  2. Nicht unmittelbar danach Zähne zu putzen
  3. Mit einer Fluoridlösung zu spülen
  4. Basenpulver aufgelöst (1 Teelöffel in 100 ml Wasser) zu trinken oder damit zu spülen

Allgemein gilt, dass in der Schwangerschaft noch mehr Augenmerk auf die persönliche Mundhygiene gelegt werden sollte.

Studien haben gezeigt, dass Stillen auch positive Auswirkungen auf die Entwicklung von Zähnen und Kiefer des Säuglings hat. Muttermilch enthält die ideale chemische Zusammensetzung, um dem Baby einen gesundheitsfördernden Start ins Leben zu ermöglichen. Die Saugbewegungen an der mütterlichen Brust wirkt sich zudem positiv auf Muskulatur und Kieferknochen des Säuglings aus. Angewohnheiten, wie Daumenlutschen oder Schnuller sollten, wenn möglich, vermieden werden. Wenn es gar nicht anders zu machen ist, sollte man auf die ergonomische Formung des Schnullers achten. Dasselbe gilt auch für Trinkflaschen, wenn diese von Nöten sind.
Mit der routinemäßigen Mundpflege im Sinne einer Stimulation der Schleimhaut kann schon begonnen werden, wenn noch kein Zahn in der Mundhöhle sichtbar ist.
Mit Finger, Wattestäbchen oder anderen Hilfsmittel, die dafür vorgesehen sind, kann man über das noch zahnlose Kiefer streifen. Später hat man dann bedeutend weniger Probleme damit, dem Kleinkind die tägliche Zahnputzroutine schmackhaft zu machen, da es den Eingriff in die Mundhöhle, außerhalb der Nahrungsaufnahme, bereits gewöhnt ist.

Kariesbakterien werden nicht vererbt, sondern mittels Infektion übertragen. Die Primärinfektion kann ab den ersten Milchzahn erfolgen. Das risikoreichste Alter für eine Übertragung wird in der Literatur oft zwischen dem 19. Und 33 Lebensmonat beschrieben. Auch wenn die Übertragung der kariesfördernden Bakterien nicht der einzige Faktor zur Entstehung der Karies ist, zeigt es sich als Vorteil, die Übertragung von Anfang an gering zu halten.

Dies gelingt, indem der Speichelaustausch zwischen Kind und Bezugsperson so gut wie möglich vermieden wird. Eine Wärmekontrolle von Flaschennahrung mittels Mundkontrolle, das Abschlecken des Schnullers und später des Löffels des Kleinkindes, zählen zu den potenziellen Übertragungsquellen.

Eine Dauerumspülung von zuckerhaltigen und säureerzeugenden Getränken, zu denen auch Folgemilch zählt, kann zur frühzeitigen Zerstörung der Milchzähne führen.

Auch wenn Muttermilch das Beste ist, was man seinem Baby bieten kann, sollte auch hier ab dem ersten Zahn ein zu häufiges Anlegen an die Mutterbrust vermieden werden. Die Erfahrung zeigt aber, dass dieser Umstand nur vereinzelt vorkommt und Muttermilch in der Regel kein Problem zur Entstehung der Early Childhood Caries (ECC)darstellt. Trotzdem sollte darauf hingewiesen werden.

Fazit:

Milchzähne brechen als gesunde Zähne in die Mundhöhle durch. Ziel muss es sein, diese bis zum Zahnwechsel zu erhalten. Sie spielen eine bedeutende Rolle bei Lautbildung und Sprache. Sie beeinflussen das Essverhalten und sind notwendige Platzhalter der bleibenden Zähne.

Die Mundgesundheit des Kindes liegt in der Verantwortung der Eltern, die dem Alter des Kindes entsprechend angepasst werden muss. Deshalb ist es wichtig, dass das zahnärztliche Team die Eltern über die richtige Mund- und Zahnpflege, über zahngesunde Ernährung, präventive, aber auch schädliche Einflüsse auf die Mundgesundheit beraten.

Elisabeth Kalczyk

Elisabeth Kalczyk