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Bluten auf Sondieren „BOP“

By: | Tags: , , , | Comments: 0 | März 9th, 2008

Ein sicheres Merkmal im Verlauf der Zahnbetterkrankung.

Die häufigste Ursache für Zahnverlust – Parodontalerkrankungen. Zuverlässigstes Zeichen einer gingivalen Entzündung ist die Blutung.


Gemeint ist damit die Tatsache, dass eine Zahnfleischtasche bei Sondierung mit einer „Paro-Sonde“ eine Spontanblutung zeigt. Für die Sondierung darf nur ein leichter und konstanter Druck von 0.2 bis 0.25 N (20-25 g) angewandt werden. Dieses Zeichen der Blutung, genannt BOP (die englische Abkürzung von Bleeding On Probing), erfasst den Entzündungszustand und damit die Behandlungsnotwendigkeit der parodontalen Tasche.

Bluten heißt Entzündung

Bei der Parodontitis handelt es sich um eine Entzündung aufgrund von Mikroorganismen. Diese sind in einem sogenannten Biofilm auf der Zahnoberfläche organisiert und bewirken durch ihre Ausschüttung von Stoffwechseltoxinen eine fortschreitende Entzündung in die Tiefe. Durch die massive Vermehrung der Keime kommt es zum Fortschreiten des Krankheitsverlaufes, d.h. die Taschentiefen nehmen zu, die Entzündungsproblematik verschlimmert sich, und es beginnt die weitere Destruktion mit Knochenabbau. Nach dem Motto: je tiefer die Tasche, umso größer die Anzahl der Mikroorganismen und um so schneller der Fortschritt der Entzündung in die Tiefe. Damit beginnt ein Prozess, der in der Regel mit dem Zahnverlust endet.

Was können Arzt und Prophylaxeassistentin bewirken?

1. Die konventionelle Parodontitisbehandlung: Das bedeutet die mechanische Zahnreinigung mit unseren Handinstrumenten oder auch unseren Maschinen zur Entfernung der Beläge – oberhalb und unterhalb des Zahnfleischsaumes. Wir sind damit mehr oder minder erfolgreich. Ab einer Taschentiefe von > 6 mm bleiben sicherlich sehr viele Reste unentdeckt zurück. Unterstützend wirken Spüllösungen (CHX). Hier spielt uns aber das Sulkusfluid „einen Streich“, siehe  Paro-Kongress St. Wolfgang 2008: Die Full mouth desinfection ist nicht mehr unumstritten.

2. Die chirurgische Parodontitisbehandlung: Ab einer gewissen Taschentiefe muss der Arzt entscheiden, ob eine chirurgische Intervention notwendig ist. In unserer Praxis macht das mein Chef immer seltener. Auch treten manchmal kosmetische Probleme auf. Auch hier ist der Erfolg nicht immer zufriedenstellend.

3. Antibiotika: Wir wissen über den Nutzen Bescheid, aber die vielen Nebenwirkungen und die Resistenzgefahr halten uns immer öfter von einem Einsatz ab. Unsere Patienten lehnen auch meist im Vorhinein den Antibiotika-Einsatz ab. In Zeiten des Internets wissen die Menschen ganz genau Bescheid, sind sehr kritisch und hinterfragen die Sinnhaftigkeit von Therapien.

Dokumentation

Oberste Priorität in unserer Dokumentation hat, neben der Taschentiefenmessung, der Wert des BOP (Bleeding On Probing). Das Auftreten und auch das Verschwinden der Blutung sind die Parameter für das Fortschreiten der Erkrankung oder die Ausheilung. Mit diesen Merkmalen ist auch der Patient zu überzeugen und zu motivieren.

Und jetzt macht Paro Spaß

In unserer Ordination wird bereits seit Jahren die antimikrobielle photodynamische Therapie (HELBO®) bei Parodontitis-Patienten angewandt. Die Anwendung ist höchst einfach und sofort erlernbar. Nach genauer professioneller Reinigung im supra- und subgingivalen Bereich wird eine Farblösung in die Zahnfleisch- und Knochentaschen appliziert. Die Farbstoffmoleküle heften sich an die Bakterienmembran, sodass die Bakterien angefärbt werden. Durch das Laserlicht einer bestimmten Wellenlänge kommt es in Kombination mit dem lichtaktiven Farbstoff zur Bildung von aktivem Sauerstoff. Die Bakterienmembran wird geschädigt, und so die Bakterien zerstört. Entscheidend, aber auch faszinierend dabei ist, dass durch die Zerstörung der pathogenen Mikroorganismen die klinischen Entzündungszeichen (Blutung, Schwellung, Schmerzen etc.) schnell und nachhaltig gestoppt werden. Damit kann in relativ rascher Zeit eine Ausheilung im Zahnfleischbereich beobachtet werden.

Diese einfache und schnelle Therapie verhindert in vielen Fällen den Einsatz von Antibiotika oder chirurgischen Maßnahmen. Das ist in vielen wissenschaftlichen Veröffentlichungen und auch  Studien nachgewiesen und bestätigt. Den Heilungsverlauf kontrollieren wir im Wesentlichen über den Parameter BOP (als das entscheidende Kriterium). Wo kein Bluten, da keine Entzündung! Der Heilung steht nichts mehr im Wege.

 

Autorin:
Dipl. DH Alexandra Erhard