Themen

Wissenswertes für Prophylaxe-AssistentInnen erwartet Sie im Bereich Prophy-Themen.
Filtern Sie nach der gewünschten Kategorie, geben Sie Ihren individuellen Suchbegriff
ein und finden Sie so alle Artikel zum gewünschten Thema.

Vitamin D – das Vitamin für die Zähne

By: | Tags: , , , , , | Comments: 0 | Juni 9th, 2015

Mehr Biss und weniger Karies durch ausgewogenen Vitamin-D-Spiegel

Vitamin D3, das oft einfach als Vitamin D bezeichnet und auch Cholecalciferol genannt wird, ist eigentlich kein Vitamin, sondern ein Hormon. Es ist jene Vitamin-D-Form, die unsere Haut aus Cholesterin synthetisiert, sobald sie der Sonne ausgesetzt wird. Für einen konstanten Vitamin-D-Spiegel reicht normalerweise eine Besonnung der Arme/Hände und des Gesichtes für 10-15 Minuten (ohne Sonnenschutz) an mehreren Tagen der Woche. Auch kann der menschliche Körper Vitamin D aus einigen Lebensmitteln gewinnen. Im Normalfall werden 80% des Vitamin-D-Bedarfs durch Sonneneinstrahlung und 20% durch die Nahrungsaufnahme gedeckt. Vitamin D wird in der Leber und schließlich vor allem in der Niere in seine aktive Form (Calcitriol) umgewandelt. Somit ist eine optimale Funktion der Leber und Niere auch Voraussetzung für einen optimalen Vitamin-D-Status.

Vitamin D – ein echter Alleskönner

Das Vitamin D und seine vielfältigen, positiven Eigenschaften sind seit langem bekannt und reichen von einer „stimmungsaufhellenden“ Wirkung bis zu seiner Bedeutung für das Knochenwachstum. Neuerdings wird sogar diskutiert, welche Rolle Vitamin D in der Krebsprävention spielt. Aber auch für unsere Zähne hat Vitamin D einen hohen Stellenwert. Vitamin D hat im Wesentlichen drei wichtige Funktionen, die für die Erhaltung einer intakten Mundflora und eines gesunden Zahnhalteapparates von Bedeutung sind.

Vitamin D in der Zahnarztpraxis

  • Wirkung für gesunde Knochen und Zähne Vitamin D ist unerlässlich für den Knochenaufbau in der Kindheit und die Erhaltung der Knochendichte im Alter. Vitamin D fördert die Aufnahme von Kalzium aus der Nahrung und erhöht somit den Kalziumspeicher im Körper – die Mineraleinlagerung in den Zähnen. Ein Mangelzustand äußert sich in dünnem, schlecht ausgebildetem Zahnschmelz, welcher dadurch anfälliger für Karies ist.
  • Wirkung auf das Immunsystem Vitamin D unterstützt den Aktivierungsprozess und die Reaktion der Leukozyten (weiße Blutkörperchen) bei Infektionen.
  • Wirkung auf Zellwachstum und Zellentwicklung Vitamin D verhindert das unkontrollierte Wachstum von schlecht entwickelten Zellen und ermöglicht die Entwicklung von funktionstüchtigen reifen Zellen.

Diese drei Funktionen sind sowohl für die Zahnentwicklung als auch für die Erhaltung des Zahnhalteapparates von enormer Wichtigkeit. Vitamin-D-Mangel kann nämlich auch eine der Ursachen für eine Erkrankung des Parodonts sein. Verminderte bzw. fehlende Sonneneinstrahlung kann zu Depressionen führen, welche sich wiederum negativ auf das gesamte Immunsysten auswirken können. Dies kann Parodontalerkrankungen fördern oder deren Heilung erschweren bzw. verzögern. Durch die verminderte Immunabwehr kann es in der Mundhöhle zu den klassischen Entzündungsanzeichen wie Schwellung, Rötung und Blutung kommen. Im schlimmsten Fall löst sich die Gingiva vom Zahn und es entsteht ein Gingivallappen. Die Zerstörung des parodontalen Gewebes wie der Abbau des Alveolarknochens kann daher durch das Fehlen von Vitamin D begünstigt sein.

Bei Karies und Parodontitis an Vitamin-D-Mangel denken

Eine Abklärung des Vitamin-D-Status bei Paro-Patienten sollte daher immer angedacht werden. Im Fall eines medizinisch nachweisbaren Vitamin-D-Mangels kann die gezielte Einnahme von Vitamin D helfen, das Voranschreiten weiterer entzündlicher Prozesse zu verhindern. Neben dieser Bedeutung für den Entzündungsprozess schützt Vitamin D auch gegen Karies. Hinter dieser Wirkung steckt die Beteiligung von Vitamin D an der Bildung von antimikrobiell wirkenden Peptiden, den Defensinen und Cathelicidinen, die hauptsächlich in Immunzellen produziert werden. Zudem ist Vitam D auch an der Regulierung der Phosphat- und Kalzium-Homöostase beteiligt und führt so zu einer besseren Balance zwischen Mineralisation und Demineralisation des Zahnschmelzes. Bei diesen Patientengruppen ist ein ­Vitamin-D-Mangel besonders häufig:

  • Vegetarier und Veganer: da Vitamin D hauptsächlich in tierischen Lebensmitteln vorkommt, kann es bei Menschen, die auf Fleisch oder zur Gänze auf Nahrungsmittel tierischen Ursprungs verzichten, zu Mangelerscheinungen kommen, wenn sie sich nicht lange genug dem Sonnenlicht aussetzen.
  • Alte bzw. gebrechliche Menschen: da sie sehr oft an das Haus gebunden sind und sich in Folge wenig dem Sonnenlicht aussetzen.
  • Menschen mit chronischen Störungen des ­Verdauungstraktes: wie z.B. chronische Leber- und Gallenblasenerkrankungen, Magen- oder Darmerkrankungen – hier ist häufig die Fettresorption beeinträchtigt und die Aufnahme und Speicherung von Vitamin D kann nicht in ausreichendem Maß erfolgen.
  • Menschen mit Nierenleiden: da die Umwandlung von Vitamin D in seine aktive Form vermindert ist.
  • Menschen, die immer einen hohen Sonnenschutzfaktor verwenden: da ein zu hoher Sonnenschutzfaktor die gleichen Auswirkungen hat wie ein jahreszeitenbedingter Vitamin-D-Mangel nach dem Winter. Betroffen sind auch Menschen, die sich generell zu wenig dem Sonnenlicht aussetzen.

So viel Vitamin D braucht der Mensch 1-12

  • Empfohlene tägliche Vitamin-D3-Zufuhr als präventive Maßnahme:
    Männer und Frauen: 200 bis 400 iE pro Tag
    (Konzept DACH; 2000)
  • Empfohlene tägliche Vitamin-D3-Zufuhr als therapeutische Dosierung bei gesichertem Vitamin-D-Mangel:
    Männer und Frauen 2800 iE pro Tag
    (Konzept Pauling; 1986)

Ein Verdacht auf Vitamin-D-Mangel sollte immer mittels Blutdiagnose abgeklärt werden. Denn eine zu hohe tägliche Vitamin-D-Zufuhr (> 40000 iE/Tag) kann auch zu unerwünschten Nebenwirkungen, wie zu einer Verkalkung der Nieren, führen. Bei Kindern kann bereits die Einnahme von > 4000 iE/Tag zu einem überhöhten Kalziumspiegel im Blut (Hyperkalzämie) führen.

Prophy-Fachartikel_Vitamin-D_Tabelle_590x290

Die Einnahme Vitamin-D-haltiger Lebensmittel ist nicht nur für eine optimale Immunabwehr unerlässlich, sondern auch für unsere Zähne und unseren Zahnhalteapparat. Da das Vitamin bis zu 180° C hitzebeständig ist, können Lebensmittel übrigens auch gekocht und gegart zu sich genommen werden, ohne dem Vitamin-D-Gehalt zu schaden.

Eine ausgewogene Ernährung sowie tägliche Bewegung an der frischen Luft und an der Sonne sind daher für uns alle und unsere tägliche Ration an Vitamin D wichtig. Und das nicht nur für unsere Immunabwehr, sondern auch für den Biss unserer Zähne.

 

1) Burgsteiners Handbuch Nährstoffe; Seite 82 ff.
2) Bikle, D.D.: A bright future for the sunshine hormone. Sci. Amer. Sci. Med. March (1995) 58.
3) Bouillon, R. et al.: Structure-function relationships in the vitamin D endocrine system. Endocrin Rev. 16 (1995) 200.
4) Casteels, K. et al.: Immunomodulatory effects of 1,25-dihydroxyvitamin D3. Curr. Opin. Nephrol. Hypertens. 4 (1995) 313-18.
5) Dawson-Hughes, B. et al.: Effect of vitamin D supplementation on wintertime and overall bone loss in healthy postmenopausal women. Ann. Int. Med. 115 (1991) 505.
6) Dawson-Hughes, B. et al.: Plasma calcidiol, season and serum parathyroid hormone concentrations in healthy elderly men and women. Am. J. Clin. Nutr. 65 (1997) 67.
7) Fraser, D.R.: Vitamin D. Lancet 345 (1995) 104.
8) Garland, C. et al.: Dietary vitamin D and calcium and risk of colorectal cancer: A 19-year prospective study in men. Lancet 1 (1985) 307.
9) Höck A.-D.: Vitamin D und das Nervensystem, J. Orthomol. Med., 8 (2000) 351-361.
10) Reid, I.R.: Therapy of osteoporosis: calcium, vitamin D, and exercise. Am. J. Med. Sci. 312 (1996) 278.
11) Sowers, M.R. et al.: The association of intakes of vitamin D and calcium with blood pressure among women. Am. J. Clin. Nutr. 42 (1985) 135.
12) Villareal, D.T., Civitelli, R., Chines, A. et al.: Subclinical vitamin D deficiency in postmenopausal women with low vertebral bone mass. J. Clin. Endocrinol. Metab. 72 (1991) 628.

 

Autor:
PA Barbara Bergmann,
Prophylaxe-Assistentin in Wien