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Schmerzempfindlichkeit

By: | Tags: , , , | Comments: 0 | März 10th, 2010

Nicht jeder ist da gleich. Viele Faktoren beeinflussen die wahrgenommene Schmerzintensität.


Frauen sind schmerzempfindlicher als Männer. Rothaarige empfinden Schmerzen intensiver als dunkelhaarige oder blonde Menschen. Die Chronobiologie (Tagesrhythmus) spielt eine Rolle; und auch die Hormone und der Mond haben bei der gefühlten Schmerzintensität ein Wörtchen mitzureden. Wenn es so viele Einflussfaktoren gibt, sollte auch die Prophylaxe-Assistentin darüber Bescheid wissen; kann dieses Wissen doch sehr hilfreich für das Verständnis von unterschiedlichen Patienten und deren verschieden ausgeprägte „Wehleidigkeit“ sein.

Faktor „Haarfarbe“

Rothaarige sind schmerzempfindlicher als Blonde, Schwarz- oder Braunhaarige. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der US-Universität Louiseville, in der Personen zwischen 19 und 40 Jahren auf ihre Schmerzempfindlichkeit untersucht wurden. So musste rothaarigen Menschen um rund 20% mehr Betäubungsmittel gegeben werden als Versuchspersonen mit anderen Haarfarben, damit sie nicht mehr auf die gleichen Schmerzreize reagieren. Ein Ergebnis, das auch in der Zahnarztpraxis und für das Verständnis unterschiedlicher Patienten von Bedeutung ist.

Faktor „Chronobiologie“

Beim Schmerzempfinden kommt es auch auf die Tagesform an. Sie wird von unterschiedlichen Biorhythmen beeinflusst. In puncto Schmerzempfinden ist vor allem der zirkadiane Rhythmus von Bedeutung, dem alle Körperzellen folgen und der mit etwa 24 Stunden einen ganzen Tag und eine ganze Nacht umfasst. Auch Schmerzempfindungen und Reaktionen auf Schmerzreize hängen von tagesrhythmischen Prozessen ab. Dabei spielen die Konzentrationen von Endorphinen und Enkephalinen in den schmerzverarbeitenden Gehirnarealen eine Rolle. So ist die Schmerzempfindung am Nachmittag nur etwa ein Drittel so intensiv wie am Morgen, weshalb diese Tageszeit natürlich für besonders schmerzempfindliche Menschen für einen Zahnarztbesuch besonders zu empfehlen ist. Auch die Wirkung von Schmerzmitteln hängt von der Tageszeit ab. Am Abend verabreichte Schmerzmedikamente wirken deutlich stärker, als wenn sie morgens eingenommen werden.

Faktor „Geschlecht“

Frauen sind generell schmerzempfindlicher als Männer: Ihre Schmerz- und Toleranzschwelle ist niedriger. Auch leiden Frauen ganz generell häufiger unter chronisch wiederkehrenden Schmerzen. Die Ursachen liegen einerseits in den biologisch-hormonellen Unterschieden andererseits agiert das körpereigene Kontrollsystem für Schmerzen bei den Geschlechtern unterschiedlich: Frauen reagieren auf Schmerzen eher emotional, Männer hingegen reagieren mit überwiegend instrumentell-analytischen Verarbeitungsstrategien. Es wird von Männern mehr auf der rationalen Ebene nach den Ursachen und nach Problemlösungen gesucht als von Frauen. Deshalb beklagen Frauen auch oft intensivere und länger andauernde Schmerzempfindungen. Das sollten Sie als Prophylaxe-Assistentin wissen, um das Verhalten und die Reaktionen von Patienten besser einschätzen und einordnen zu können.

Faktor „Mond“

Dass der Mond Einfluss auf unser Leben, unseren Körper und unsere Stimmungen hat, ist unumstritten. Die Erfahrung hat gezeigt, dass aber auch beim Zahnarztbesuch auf die „Mondsituation“ Rücksicht genommen werden sollte. Ganz generell ist bei abnehmendem Mond die Schmerzempfindlichkeit deutlich geringer als bei zunehmendem Mond. Auch für eine professionelle Zahnreinigung ist der abnehmende Mond zu bevorzugen. Zahnstein und Zahnbeläge lassen sich in dieser Phase besonders leicht, gründlich und dauerhaft entfernen. Zahnchirurgische Eingriffe sollten ganz generell nie bei zunehmendem Mond oder an Stier- bzw. Widdertagen durchgeführt werden.

Faktor „Hormonstatus“

Zahlreiche experimentelle Untersuchungen weisen auf eine deutliche Abhängigkeit der Schmerzempfindlichkeit bei Frauen vom Menstruationszyklus hin. Eine hormonelle Abhängigkeit der Schmerzempfindung von Frauen wird schon lange vermutet. Gerade Frauen im gebärfähigen Alter leiden besonders häufig unter chronischen oder wiederkehrenden schmerzhaften Erkrankungen. Die Zusammenhänge zwischen Hormonen und der Entstehung von Schmerzen scheint mittlerweile geklärt. Ein, durch sinkenden Östrogenspiegel ausgelöster Serotoninabfall dürfte für das Auslösen von v.a. Kopfschmerzen verantwortlich sein. Auch hohe Östrogen- bzw. Progesteronspiegel führen zu vermehrter Schmerzempfindlichkeit. Deshalb müssen auch Frauen in den Wechseljahren, die mit Östrogenen behandelt werden, möglicherweise mit vermehrten Schmerzsyndromen rechnen. Aber auch ein Entzug von Östrogenen dürfte einen schmerzsteigernden Effekt haben.

Faktor „Gene“

Neben den hormonellen Einflüssen sind in letzter Zeit immer wieder Hinweise aufgetaucht, dass auch genetische Faktoren eine Rolle bei der Schmerzempfindlichkeit spielen. So könnten bestimmte Proteine bzw. das Fehlen dieser für die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Schmerzwahrnehmung und der Wirkung bestimmter Schmerzmittel mit verantwortlich sein. Dass Schmerzen gerade in der Zahnarztpraxis ein häufiges Thema sind – manchmal auch im Rahmen einer professionellen Mundhygiene-Sitzung – ist unbestritten. Das Wissen um die unterschiedlichen Faktoren, die unser Schmerzempfinden beeinflussen, sollte helfen, Patienten besser zu verstehen, aber auch die Planung und Termineinteilung auf die individuell zu erwartende Schmerzwahrnehmung von Patienten abzustimmen.

 

Autor:
Erich Bergmann
Kommunikationsexperte
in Gesundheitsangelegenheiten