Prophylaxe bei den Kleinsten
Zeit ist das Zauberwort im Umgang mit Kindern.
Trotz Verbesserung der Mundgesundheit in den letzten Jahren erkranken immer noch zu viele Kinder an Karies.
In der Praxis haben wir die schöne Aufgabe, die Kleinsten zum Zähneputzen zu motivieren. Der Großteil des Erfolges hängt allerdings von den Eltern ab. Ein Kind übernimmt das Verhalten der Eltern, wenn es glaubt, dass es sich lohnt – leider unabhängig davon, ob dieses Verhalten tatsächlich gut oder schlecht ist. Es stellt sich also die Frage: Lohnt es sich, die Zähne zu putzen, und gibt es überhaupt die Gelegenheit, jemanden beim Zähneputzen zu beobachten. Das Zähneputzen wird von den Eltern meist im Badezimmer hinter verschlossenen Türen durchgeführt und zu Zeiten, wenn die Kinder meist schon im Bett sind. Wann und wo sieht ein Kind dann einen Erwachsenen beim Zähneputzen? Im Fernsehen, wo Kinder vieles durch Nachahmungslernen übernehmen? Beobachten Sie selbst: Wie oft sehen Sie jemanden mit einer Zahnbürste oder mit einer Zahnseide im Fernsehen herumlaufen. Auch wir in der Ordination sollten viel öfter vormachen, was wir Kindern beibringen möchten. Sprechen Sie mit den Kindern auch über Ihre eigenen Erfahrungen beim Zähneputzen.
Zeit nehmen ist das Wichtigste
Voraussetzung für das Beobachtungslernen ist die Bindung zum Kind. Diese aufzubauen, erfordert Zeit. Das bedeutet nicht, dass Sie Stunden damit verbringen, auf das Kind einzureden, dass es endlich den Mund aufmacht. Nehmen Sie sich die Zeit, mit dem Kind ein wenig zu spielen und mit ihm Spaß zu haben und zu lachen. Wenn ein Kind in die Ordination kommt, begrüßen Sie es mit seinem Namen, und gehen sie in die Knie, damit Sie in Augenhöhe mit dem Kind kommunizieren können. Allerdings sollte man beim ersten Kontakt dem Kind nicht zu nahe kommen, da die Intimsphäre eines Kindes sehr viel größer ist als die eines Erwachsenen. Das Kind soll das Gefühl haben, dass es willkommen ist und respektiert wird. Kinder sollten auch einige Minuten vor der Behandlung Zeit haben, sich auf das Kommende einstellen zu können. Haben Sie in Ihrer Ordination nicht genug Zeit für die kleinen Patienten, so wäre es sinnvoll, darüber nachzudenken, ob eine Kinderbehandlung überhaupt angeboten werden soll.
„Erlebniswelt“ Ordination
Die Ordination kann für die Kleinen eine Erlebniswelt sein. Durch bildliche Sprache lässt sich das einfach umsetzen. „Mit einem Fahrstuhl fährt man nach oben, das Licht ist die Sonne, die sich die Zähne anschauen möchte, und aus der Wasserpistole kommt Wind und Wasser …“. Bei der Entwicklung der bildlichen Sprache ist Ihre Fantasie gefordert. Und es macht Spaß, mit den Kindern zu lachen und spielerisch mit ihnen das Zähneputzen lernen.
Zahnpflege ist eine Kulturleistung wie Lesen, Schreiben oder Klavierspielen. Sie muss wie andere Kulturleistungen auch im jungen Alter gelernt und regelmäßig geübt werden, damit sie zur Gewohnheit wird und auch kritische Lebensphasen überdauert (Künkel 2000)!
Die Kleinsten sind unsere Zukunft
Wir haben die Möglichkeit, in der Praxis unseren kleinen Patienten zu helfen, ihr Zahnputzverhalten zu verbessern und ihnen damit für ihre Zukunft ein kleines Stück Lebensqualität zu schenken. Die Betreuung der Kleinsten macht viel Spaß, und ich kann Ihnen aus eigener langjähriger Erfahrung sagen, dass Sie zu diesen Patienten eine besondere Bindung aufbauen. Dies macht sich nach vielen Jahren bemerkbar, wenn die Kleinen zu Großen werden und Sie mit ihnen über die früheren Erfahrungen plaudern und lachen können. Viel Spaß dabei!
Tipps für die Kinderprophylaxe
- Sich Zeit nehmen.
- Den Kindern mit Freundlichkeit entgegenkommen.
- Kinder loben und für gute Leistungen belohnen.
- Die Bezugsperson mit einbeziehen.
- Sehr kleine Kinder eventuell auf dem Schoß der Mutter betreuen.
- Bindung zum Kind aufbauen (es muss nicht immer gleich in der ersten Sitzung in den Mund geschaut werden).
- Kindern Zeit geben, ein wenig spielen zu können (z.B. mit dem Sauger Wasser aus dem Becher saugen etc.).
- Vielleicht bunte Arbeitskleidung für die Kinderbehandlung (z.B. ein lustiges T-Shirt).
- Zeigen Sie den Kindern, dass auch Ihnen manchmal kleine Fehler passieren und Sie nicht immer perfekt sind.
Autorin:
Cornelia Ritter
Leitende Assistentin im Haus
der Gesundheit der TGKK, Innsbruck
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