Professionelle Prävention – von Schwangeren bis Senioren
Kennen Sie den Spruch „Kleine Kinder – kleine Sorgen …Große Kinder – große Sorgen“?! Sie geben täglich Ihr Bestes im Sinne einer perfekten Patientenbetreuung. Weil Sie lieben, was Sie tun. Dentalhygienikerin, Autorin und Referentin Sabrina Dogan erzählt prophy aus ihrem Praxisalltag und setzt damit hilfreiche Impulse. Auch der professionelle Umgang mit „Gewohnheitstieren“ kommt hier nicht zu kurz. Motivationsbooster, kleine Tricks & Kniffe, die den Patientinnen und Patienten positiv in Erinnerung bleiben, inklusive.
Sabrina Dogan teilte die verschieden Patientinnen und Patienten in ihrem Webinar in folgende Gruppe ein: Schwangere, Säuglinge und Babies, Kleinkinder (bis Kindergartenalter), Vorschul- und Schulkinder (inkl. 1. Klasse), junge Erwachsene, Erwachsene mit dentalen Erkrankungen wie Karies, Gingivitis und Parodontitis, Personen mit Implantatversorgungen und herausnehmbarem Zahnersatz, Menschen mit Handicap sowie Seniorinnen und Senioren. Sie alle haben unterschiedliche Ansprüche, Anliegen und Bedürfnisse, die das zahnärztliche Team bei der Prävention berücksichtigen sollte.
Die Basis allen Tuns ist der Anamnesebogen, welcher in adressatengerechter Kommunikation, als Gesundheitsfragebogen bezeichnet werden kann. So können die Fachkräfte in der Prävention auf eventuelle Unverträglichkeiten sowie Allergien beispielsweise gegen Farb-, Duft-, Geschmacks- oder Lebensmittelfarbstoffe, eingehen. Ebenso wurde vor der Behandlung immer eine Schleimhautantiseptik für die Erzeugung einer bestmögliche Keimarmut in der Mundhöhle empfohlen. Der Selbstschutz sollte niemals vergessen werden, besonders zu Zeiten der Pandemie gibt es zusätzliche, angepasste und situative Maßnahmen. Die Arbeitsabläufe selbst, die grundlegenden Konzepte und Strukturen bleiben, auch wenn natürlich die jeweils individuelle Situation der Patientinnen und Patienten berücksichtigt wird, ähnlich.
Prävention beginnt im Bauch
Es gibt gute Ratgeber – kleine Broschüren – für Schwangere, die hilfreich bei bestimmten Fragestellungen sind und die der Patientin mitgegeben werden können. Sie geben Aufschluss darüber, wann und wie behandelt oder therapiert werden kann, ebenso auch wann die Präventionssitzung stattfinden sollte. Die Fragen, welche in der Schwangerschaft auftreten und die zusätzlich Einfluss auf die Mundgesundheit haben können, reichen von „Übelkeit und veränderte Geschmackswahrnehmung“ – hier schmeckt womöglich dann auch die häuslich eingesetzte Zahnpasta dann plötzlich zu scharf-, bis hin zu den Rückfragen „Zahnärztliche Behandlung ja oder nein“, Mundspülung zusätzlich – falls ja welche? Fluoride in welcher Konzentration? bis hin zu …Ist die Kliniktasche gepackt und sind auch die häuslichen Mundpflegeprodukte dabei berücksichtigt“?
Den aufgeschlossenen Mamis empfiehlt Dogan schon vor der Geburt, Zahnungshilfen wie eine kombinierten Beißring anzuschaffen. Auch eine Fingerhutzahnbürste, gehört für die werdenden Eltern, zur Erstausstattung. Die frühkindliche Mundraumpflege kann bereits vor dem ersten sichtbaren Zahn, als Ritual, in den Alltag etabliert werden. Die Empfehlung zur Dosierung der Zahnpasta für die Anwendung in der Mundhöhle, ab dem ersten sichtbaren Zahn in Erbsen- und Reiskorngröße ist manchmal schwierig, daher kann eine Visualisierung ganz hilfreich sein.
Das ist der Schlürfi
Im Umgang mit Kindern empfiehlt Dogan sowohl häuslich aus auch professionell, also in der Zahnarztpraxis, eine spielerische und einfühlsame Herangehensweise. Es hat sich bewährt, für bestimmte Geräte ein Kindervokabular anzuwenden, so wird der Sauger – die dentale Absaugkanüle- zum „Schlürfi“. Spezielle Zahnputzbecher mit Motiven, Musik oder einer speziellen Optik, kommen immer gut an … generell gilt es Neugier zu wecken und Highlights einzubinden. Ein Tipp von Sabrina Dogan lautet: „Lassen Sie die Kinder nach der Behandlung in die vorbereitete Schatzkiste greifen und eine kleines Geschenk aussuchen“.
Vorschul- und Schulkinder hingegen haben zumeist schon Erfahrung mit der Zahnarztpraxis gemacht – leider nicht nur gute. Das Anfärben der Zähne kann zur Motivation beitragen, wenn wir es schaffen, unsere Jungen Patienten zum „Fan zu machen“: auch hier unbedingt das Vokabular anpassen und auf das „Zahnpflegeritual in der Zahnarztpraxis“ als gemeinsames Projekt fokussieren. Die Formulierung einer „Take Home-Message“ hat sich ebenso bewährt. Diese könnte wie folgt lauten: „ Putzsystematik nach KAI bis zum nächsten Termin üben“. Tools und Motivationsbooster sind hierbei ein Kosmetikspiegel mit Beleuchtung, Färbetabletten oder kleine Geschenke mit „Mehrwert“ und Erinnerung. Der Markt bietet hier unzählige nette und sinnvolle Artikel. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt!
Junge Erwachsene – Jugend PZR
Rauchen, Sportlergetränke, Soft-Drinks oder Lifestyle Einflüsse stehen hier besonders im Fokus. Auch die Erosionsprophylaxe und die Aufklärung bezüglich extrinisischer oder intrinsischer Säuren, stehen bei dieser Patientengruppe im Vordergrund – aber bitte nicht mit dem Zeigefinger kommen und belehren! Die Eigeninitiative wecken, über die ästhetische Schiene das Gesundheitsbewusstsein fördern: „schöne Zähne finden einfach alle toll“.
Bei einer bestehenden oder geplanten KFO-Therapie ist es wichtig, dass zusätzlich eine gute Interaktion mit dem Kieferothopäden/der Kieferorthopädin, stattfindet. Kleine Helfer und Ablenkungsmanöver braucht es in jedem Alter. Hier können die Gefühlskrake, ein Physioball, Akupressurringe und viel ganz einfache Hilfsmittel helfen.
Was wünschen sich Erwachsene?
Die Wunschliste an die Präventionsfachkräfte reichten von „Ich wünsche mir, dass es schnell vorbei ist“, „…mir schöne und helle Zähne“, „…ein gutes Mundgefühl“, „…eine individuelle und verständliche Beratung“ bis zu „geringe Kosten“. Damit eine Prophylaxesitzung für beide Seiten erfolgreich umzusetzen ist, empfiehlt Sabrina Dogan eine bestimmte, individuelle Abfolge, die im praxisinternen Prophylaxe-Konzepts formuliert ist. (exemplarisch, siehe unten)
Allgemeine Abfolge (Basis-Inhalte)
Prophylaxe-Basis-Konzept
- Arbeitsplatzvorbereitung
- Patient*innen „abholen“
- Anamnese „Check-up“
- Inspektion der Mundhöhle (Kontrolle der Zahnhartsubstanz und der Weichgewebe)
- Erheben des Mundhygienestatus (Blutungs- und Plaqueindex)
- Gemeinsames Besprechen/Auswerten des Mundhygienestatus inkl. Dokumentation
- Mundhygienedemo „Teil 1“: Zahnbürste „Tell-Show-Do“
- Professionelle Zahnreinigung inkl. Politur oder LPW (Luft-Pulver-Wasserstrahltechnik)
- Mundhygieneinstruktion & Demo „Teil 2“: Interdentalraumpflege „Tell-Show-Do“
- Bedarfsgerechte Applikation von antibakteriellen Substanzen oder Lokalfluoridierung.
- Nachrüsten und Dokumentation
Tools wie ein Kuschelkissen (Nackenstützkissen/Kissen für den Lendenwirbelbereich/ z.B. Happynecks) helfen, den Patientenkomfort zu steigern und gestalten die Behandlung für die Patientinnen und die Präventionsfachkraft, angenehmer.
Bei der Implantat-Versorgung braucht es in jedem Fall eine individuelle Anleitung. Auch das praktische „TUN“ und Anwenden im eigenen Mundraum der Patientinnen und Patienten ist essentiell.
Bei den Senioren/Seniorinnen schaut Sabrina Dogan in erster Linie auf die jeweiligen Möglichkeiten, Maßnahmen und speziellen Hilfsmittel. Abgestimmt werden diese auf die individuellen Fähigkeiten der älteren Personen. Die Umsetzung erfolgt gemäß der Zumutbarkeit! Sowohl im Bereich der Anwendung, als auch im Bereich der Umsetzung sind auch die finanziellen Möglichkeiten zu berücksichtigen. Zusätzlich gibt es zahlreiche spezielle Fragestellungen wie beispielsweise der Umgang mit Mundtrockenheit und die Empfehlung geeigneter Produkte die gegenwirken, die es zu beantworten gilt.
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