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Lebensqualität und Zahnmedizin

By: | Tags: , , , , , , , | Comments: 0 | Juli 10th, 2009

Ein abstrakter Begriff wird mit Leben gefüllt.

Auch in der Zahnmedizin findet der Begriff Lebensqualität seit Neuestem in immer mehr Veröffentlichungen Eingang.


Ein Griff in Broschüren und Zeitschriften fördert z.B. folgende Aussagen zutage:

  • Pflegen Sie Ihre Zähne, und investieren Sie jeden Tag eine Viertelstunde Zeit in Ihre Mundgesundheit. Sie werden dafür belohnt: Mit gesunden und schönen Zähnen, besserer Allgemeingesundheit und mehr Lebensqualität – bis ins hohe Alter.
  • In jedem Fall ist eine rechtzeitige Vorbeugung eine Bereicherung: Schmerzhafte und langwierige Zahnbehandlungen können vermieden werden. Dies trägt maßgeblich zur Lebensqualität bei.
  • Das Diktat der Zukunft lautet eher folgendermaßen: Alle zahnmedizinischen Interventionen, deren lebensverlängernde Wirkung oder Verbesserung der Lebensqualität nicht bereits durch wissenschaftliche Studien belegt ist, dürfen früher oder später nicht mehr freiberuflich angeboten werden.

Man ist geneigt, allen Zitaten zuzustimmen, weil es bestimmt einen Zusammenhang zwischen allgemeinem Wohlbefinden und den Zuständen in der Mundhöhle gibt. Einfach gesagt: Wer Zahnschmerzen hat, der fühlt sich nicht gut! Aber lässt sich dieser subjektive Zustand wissenschaftlich beschreiben?  Kann man die Lebensqualität sogar messen? Der vorliegende Artikel soll Ihnen darauf Antworten geben und Möglichkeiten aufzeigen, dieses Wissen in der täglichen Praxis am Patienten einzusetzen.

Das Konzept der „Mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität“ (MLQ)

Die allgemeine Lebensqualität wird durch verschiedenste Faktoren beeinflusst; von außen auf uns einwirkende (Umwelt, Arbeitswelt, Gesellschaft etc.) und individuelle Faktoren (Persönlichkeit, Verhalten etc.). Auch die Gesundheit beeinflusst, wie aus Abbildung 1 ersichtlich, einen Teil der allgemeinen Lebensqualität. Einer Untersuchung der Universität Leipzig zufolge werden wiederum ca. 30% der gesundheitsbezogenen Lebensqualität durch die Mundgesundheit bestimmt. Als Zahnarzt lässt sich die Mundgesundheit eines Patienten objektiv von außen durch verschiedenste Parameter und Indices beschreiben. Die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität (MLQ) beschreibt nun das subjektive Erleben der Mundgesundheit durch den Patienten selbst. Damit erhält der Behandler zusätzlich zu den objektiven klinischen Befunden noch Informationen zum Befinden des Patienten.

Bestimmung der MLQ durch standardisierte Fragen

Um herauszufinden, wie sich der Patient fühlt, stellt der behandelnde Zahnarzt automatisch die Frage: „Wie geht es Ihnen?“ Jeder Patient antwortet auf diese Frage individuell; je nachdem, welche Symptome oder Krankheitszustände ihm gerade die größten Probleme oder Sorgen bereiten. Schwierig gestaltet sich der Vergleich der Patientenaussagen über einen längeren Zeitraum hinweg. Der Vergleich zwischen verschiedenen Patienten oder Patientengruppen ist sogar gänzlich ausgeschlossen. 1994 wurde in Australien ein Fragebogen entwickelt (oral health impact profile, OHIP), mit dessen Hilfe das subjektive Wohlbefinden eines Patienten in Bezug auf die Mundgesundheit (MLQ) abgefragt und mit einem Zahlenwert versehen werden kann. Die Originalversion dieses Fragebogens enthält 49 Fragen und ist mittlerweile in viele Sprachen übersetzt worden. Die deutsche Version wurde 2002 entwickelt und validiert.

Die Fragen beziehen sich immer auf den Zeitraum des letzten Monats und können abgestuft beantwortet werden. Für die Auswertung wird jede Antwort  einem Zahlenwert zugeordnet („nie“=0, „kaum“=1, „ab und zu“=2, „oft“=3, „sehr oft“=4). Die Summe aller Fragen kann von Null bis 149 (alle 49 Fragen mit „sehr oft“ beantwortet) variieren und stellt eine Art Problemindex für den Patienten dar. Hohe Werte deuten demnach auf Einschränkungen des Wohlbefindens hin.

Verbesserung der MLQ durch Intervention

In klinischen Studien konnte mit Hilfe des OHIP-Fragebogens nachgewiesen werden, dass die MLQ von Patienten durch prothetische Versorgung messbar gesteigert werden konnte. Patienten wurden gebeten vor einer geplanten Versorgung mit Zahnersatz den OHIP-Fragebogen auszufüllen. Das Ergebnis waren stark erhöhte OHIP-Summenwerte bei den Patienten. Ein Monat nach Behandlungsende wurden die Patienten wiederum befragt. Bereits zu diesem Zeitpunkt konnte eine wesentliche Verbesserung der MLQ ermittelt werden. Durch die prothetische Behandlung konnte den Patienten also nachweislich weitergeholfen werden und das Therapieziel nicht nur auf der objektiven (von außen sichtbaren), sondern auch auf der subjektiven Ebene erreicht werden.

Kürzlich erschien die erste Studie zur Verbesserung der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität bei Patienten mit schmerzempfindlichen Zähnen. Die Patienten unterzogen sich bei dieser Studie allerdings keiner zahnärztlichen Behandlung, sondern benutzten für drei Wochen die Produkte des elmex® SENSITIVE Schutzsystems zu Hause. Nach der dreiwöchigen häuslichen Anwendung des elmex® SENSITIVE Schutzsystems konnte der OHIP-Summenwert der Patienten nahezu halbiert werden. Genau wie durch eine zahnärztliche Intervention kann also auch durch die Empfehlung von geeigneten Produkten für die häusliche Zahnpflege den Patienten wirksam weitergeholfen werden.

 

Autor:
Dr. Burkhard Selent
GABA International, Lörrach, D