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Prophylaxeassistentinnen gesucht! – Interview mit Sven Walla

By: | Tags: | Comments: 0 | Februar 21st, 2022

Dass Zahnärzte schwer gute Mitarbeiter*innen finden, ist inzwischen allseits bekannt. Allerdings gibt es nach wie vor keine Lösung für den Mangel, insbesondere bei Prophylaxeassistentinnen und Dentalhygienikerinnen. Besonders lukrativ ist der Job mit Einstiegsgehältern knapp über 2.000 Euro nicht. Also was tun? Es gibt aber auch diverse andere Aspekte, die neue Beschäftigte in diesem Bereich begeistern, erklärt der deutsche Zahnarzt-Berater Sven Walla. Mit welchen Anreizen man Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für die eigene Praxis wirklich begeistert und wie man diese Vorteile auch richtig kommuniziert, erklärt Sven Walla im Interview mit prophy.

 

prophy: Herr Walla, wie schwierig ist denn tatsächlich, gutes Fachpersonal für die zahnärztliche Praxis zu finden. Wird die Lage schlechtgeredet?

 Viele Zahnärzte tendieren dazu, die Lage noch schlechter zu reden, als sie bereits ist: Ja, wir haben einen Fachkräftemangel und ja, es ist sehr schwierig, neue Mitarbeiter für die Praxis zu finden. Trotzdem bin ich der Überzeugung, dass gut aufgestellte Zahnarztpraxen, die einen professionellen Job machen, in der Zukunft keine Probleme haben werden neue Mitarbeiter zu finden. Die Voraussetzung dafür ist ein guter Umgang mit dem Team und dass die Zahnarztpraxis selbst ausbildet.

 

prophy: Sie sind Zahnarzt-Berater, haben einen betriebswirtschaftlichen Hintergrund und viel Erfahrung – auch durch die Zahnarztpraxis Ihrer Frau. Ticken Zahnärzt*innen anders?

 Ja, ich würde auf jeden Fall sagen, dass Zahnärzte und Zahnärztinnen in der Tat unterschiedlich ticken, das ist aber in keinem Fall etwas Negatives. Ich konnte beobachten, dass sie oft verschiedene Einstellungen haben – es ist aber sehr schwer, das an einem Beispiel festzumachen.

 

prophy: Unser Magazin richtet sich an das zahnärztliche Team, im Besonderen an Prophylaxeassistentinnen. Was können diese tun, um ihre eigene Arbeitssituation zu verbessern?

 Was die Prophylaxeassistentin tun kann, kommt natürlich individuell auf die Praxis an. Wenn eine Mitarbeiterin eine schlechte Arbeitssituation hat, dann sollte sie das auf jeden Fall offen bei ihrem Vorgesetzten ansprechen. Diese sind oft froh, wenn sie Hinweise und Tipps aus dem Team erhalten, was gut läuft und was verbessert werden kann. Denn auch der Vorgesetzte will, dass seine Angestellten in der Praxis bleiben. Ein offenes Gespräch ist daher immer ein guter Ansatz und wird in der Regel auch dankend angenommen.

 

prophy: Dass zufriedene Beschäftigte gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind, ist hinlänglich bekannt. Welche Kriterien jedoch führen zur allgemeinen Zufriedenheit?

 Da fallen mir auf Anhieb drei Punkte ein: Respekt und Anerkennung sowie eine offene Kommunikation zwischen den Mitarbeitern und Vorgesetzten.

Außerdem ist es wichtig, dass sowohl Vorgesetzte als auch die Mitarbeiter ihren Job machen und das ordentlich. Alle in der Praxis verfolgen das gleiche Ziel – die Zahngesundheit der Patienten. Daran sollte gemeinsam gearbeitet werden, um es so gut wie möglich zu gewährleisten. So kann allgemeine Zufriedenheit gewährleistet werden.

 

prophy: Wir reden absichtlich vom „zahnärztlichen Team“: Wie kann also ein gedeihliches Miteinander entstehen? Welche Rolle, welche Einstellung sollte jeder mitbringen?

 Für ein gedeihliches Miteinander muss sich jeder Mitarbeiter seiner Rolle im Team klar werden. Dafür muss im ersten Schritt das gemeinsame Ziel der Praxis definiert werden: Die Zahngesundheit der Patienten, Qualität und Hygiene, Motivation, Hilfsbereitschaft, Respekt und Toleranz sowie Pünktlichkeit und Patientenorientierung. Werden all diese Punkte durch die Mitarbeiter erfüllt, den Patienten sowie dem Team gegenüber, steht einem gedeihlichen Miteinander nichts mehr im Weg.

 

prophy: Gibt es Kenntnis darüber, welche Kriterien für Prophylaxeassistentinnen am meisten motivierend sind – entweder in den Beruf einzusteigen und ganz besonders dort zu bleiben?

 Meiner Erfahrung nach haben nur die wenigsten Prophylaxeassistentinnen schon vor Beginn der Ausbildung zur zahnmedizinischen Fachangestellten gesagt, sie möchten Prophylaxeassistentin werden. Mehrheitlich entwickelt sich der Wunsch in der Ausbildung – mit dem Hintergrund, dass sie eigenständig und eigenverantwortlich arbeiten wollen. Denn im Prophylaxe-Zimmer ist die Mitarbeiterin mit dem Patienten alleine – sie repräsentiert also die Praxis. Was sie zum Bleiben motiviert sind meiner Meinung nach gute medizinische Ergebnisse in der Prophylaxe. Selbstverständlich wollen alle Mitarbeiterinnen auch ordentlich vergütet werden – das ist keine Frage. Geld ist allerdings nur ein kurzfristiger Motivator.

 

prophy: Welche Tipps haben Sie an die Arbeitgeber?

 Das Wichtigste ist es, die Mitarbeiter mit Respekt und Anerkennung zu behandeln und auch ihre Arbeit zu respektieren. Dazu gehört, dass man hin und wieder ein Teamevent organisiert oder seine Mitarbeiter zum Essen einlädt. Kleinigkeiten, die den Mitarbeitern zeigen, dass sie wichtig sind und man dankbar ist, dass sie da sind. Außerdem kann ich Arbeitgebern nur empfehlen, immer für Gespräche und Probleme offen zu sein, anstatt sich wegzuducken oder etwas totzuschweigen. Dazu eignen sich regelmäßige Teambesprechungen und Vieraugengespräche.

 

prophy: Welche Rolle spielt die Kommunikation innerhalb der Praxisgemeinschaft? Und welchen Beitrag können Prophylaxeassistentinnen zur Außenwirkung einer Zahnarztpraxis leisten?

 Die Kommunikation in der Praxisgemeinschaft ist für mich neben der zahnmedizinischen Qualität und Arbeit das wichtigste. Mit der internen sowie der externen Kommunikation steht und fällt alles.

Prophylaxeassistentinnen können zur Außenwirkung der Praxis einen sehr großen Beitrag leisten, da ihre Überzeugungskraft darüber entscheidet, ob der Patient wiederkommt und ob er das Konzept der Prophylaxe versteht. Daher benötigen Praxen qualifizierte Mitarbeiterinnen, die dazu in der Lage sind, ihr Wissen an den Patienten weiterzugeben und ihm klarzumachen, warum die Prophylaxe wichtig ist. Die Aufgabe der Zahnärzte ist es, ihren Prophylaxeassistentinnen das Handwerkszeug, wie zum Beispiel Gesprächsleitfäden, Rollenspiele und so weiter an die Hand zu geben – da ist in der Zahnärzteschaft noch viel zu tun.

 

prophy: Stichwort Digitalisierung – inwieweit können Onlinekanäle helfen, gute Mitarbeiterinnen zu bekommen und sie für den Beruf Prophylaxeassistentin zu begeistern?

Über Onlinekanäle können Praxen bezahlte Werbung auf den digitalen Kanälen schalten und so für die Praxis und den Beruf werben. Man sollte jedoch nicht dem Glauben verfallen, dass sich jemand durch eine Werbung für den Beruf begeistern wird. Es ist allerdings durchaus möglich, durch Onlinekanäle darauf aufmerksam zu machen und zu zeigen, welche Verantwortung der Beruf trägt und welche Aufgaben sie haben. Die Begeisterung für den Beruf muss allerdings von der Mitarbeiterin selbst kommen.

 

Über Sven Walla:

 Sven Walla ist Autor, Berater und Trainer mit einer 12-jährigen Erfahrung in der Beratung von Zahnarztpraxen. Zusammen mit seinem Team coacht und berät er Zahnärztinnen und Zahnärzte in der gesamten Bundesrepublik und führt sie mit seinem einzigartigen Konzept zu deutlich mehr Praxiserfolg.