Heiß oder kalt, süß oder sauer
Die Ursache von schmerzüberempfindlichen Zähnen ist zum größten Teil in freiliegenden Zahnhälsen mit offenen Dentintubli zu finden. Charakteristisch für die Dentinhypersensiblität (DHS) ist ein kurzer, starker Schmerz bei Reizung (heiß, kalt, süß, sauer, Druck) von Nervendigungen in freiliegenden Dentinkanälchen. Die Symptome dürfen jedoch nicht durch andere Defekte oder Krankheitsmechanismen (wie z. B. Karies, Beschwerden der Pulpa, defekte Füllungen, etc.) erklärt werden können. Das Auftreten der DHS liegt zwischen 15 und 25% der Erwachsenen, hauptsächlich im Alter von 20 bis 40 Jahren. Frauen sind stärker betroffen als Männer. Bei Ortung im Mund betrifft es meist das Oberkiefer, hier die linke Kieferseite und dort wiederum die Eckzähne.
Eine Freilegung des Dentins erfolgt durch Zahnfleischschwund. Des Weiteren kann das Dentin durch die Zerstörung des Zahnschmelzes freigelegt werden, sei es durch Abrasion, Erosion, Attrition oder Abfraktion (genaue Beschreibung siehe Artikel „Übersicht: nicht-kariogener Verlust von Zahnhartsubstanz“). Diese treten meist in Kombination auf und führen zur Offenlegung der Dentinkanälchen. Doch wie wird der Reiz des Nervs ausgelöst? Hierzu gibt es verschiedene Theorien, wovon die Hydrodynamische Theorie nach Brännström die zurzeit am meisten angenommene ist. Hier wirken Reize von außen auf die Flüssigkeit in den Dentintubli ein. Sie verändern die Strömung und lösen damit über die Odontoblastenfortsätze eine Erregung der freien Nervendigungen aus.
Das Dentin kann im Gegensatz zum Schmelz nachgebildet werden. Charakteristisch sind die Dentinkanälchen, die mit einer klaren proteinhaltigen Flüssigkeit gefüllt sind. Die Anzahl der Dentinkanälchen nimmt von koronal nach apikal ab. Sensibles Dentin zeigt oft größere Durchmesser der Tubuli. Bei mechanischer Bearbeitung des Dentins entsteht der sogenannte Smear layer aus Hydroxylapatitkristallen und Kollagen. Der Smear layer verbindet sich stark mit dem darunterliegenden Dentin und verhält sich etwa wie ein natürlicher Wundverband. Dieser Schutz ist leider nicht säure- und hydrolysestabil und daher nur von kurzer Dauer.
Die Therapie des Patienten sollte das Auftreten von Schmerzen im Bereich der freiliegenden Zahnhälse zum Ziel haben:
Präventive Maßnahmen und Mundhygiene-Empfehlungen beugen einer Verletzung des Zahnschmelzes oder der Gingiva vor. Die richtige Putztechnik sowie Mundhygieneprodukte für schmerzüberempfindliche Zähne können hier einen großen Beitrag leisten. Bei Zahnpasten- und spülungen werden Wirkstoffe wie Fluoridverbindungen, Kaliumnitrat, Strontiumchlorid, Strontiumacetat, Kaliumoxalat, Hydroxylapatit, Natriumzitrat zugegeben sowie die neue ProArgin-Technologie angewandt. Bei letzterer bildet die Aminosäure Arginin zusammen mit weiteren Wirkstoffen bei regelmäßiger Anwendung eine dauerhafte Schutzbarriere auf, die wie eine Versiegelung der offenen Kanälchen wirkt (elmex® SENSITIVE PROFESSIONAL Zahnpasta und Zahnspülung).
In der Praxis stehen für die nicht-invasive Therapie Desensibilisierungswirkstoffe in Form von Lacken, Lösungen und Gelen zur Verfügung. Auch fluoridhaltige Präparate stellen eine schonende Behandlungsmöglichkeit dar, die aber durch Mehrfachapplikationen nicht ganz so praktikabel sind. Eine weitere Möglichkeit die Dentintubuli zu verschließen sind kunststoffhaltige Versiegler, die nach 6 bis 9 Monaten eine erneute Behandlung voraussetzen. Auch die Laserbehandlung, welche zirka die obersten 4µm des Dentins einschmilzt, zeigt gute Resultate, ist jedoch wegen der hohen Anschaffungskosten des Gerätes in der breiten Anwendung noch eingeschränkt.
Fazit: Schmerzüberempfindliche Zähne sind in der Bevölkerung weit verbreitet, die Therapiemöglichkeiten sind divers, haben aber gemeinsam, dass sie zeitlich begrenzt wirken und eine wiederholte Behandlung benötigen.
Autorin:
Dr. Birgit Fuchs
Produktmanager Zahngesundheit, Gebro Pharma GmbH
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