Halitosis – eine Begriffsdefinition
Was versteht man unter Halitosis? Wie häufig tritt sie auf?
Der Begriff der Halitosis hat in den vergangenen Jahren eine Wandlung erfahren.
Halitosis leitet sich vom lateinischen „halitus“ für Hauch bzw. Atem ab. Ursprünglich meinte man damit einen unangenehmen Geruch, der über die Lungenluft nach außen transportiert wird. Im Mundraum entstandener Geruch wurde demgegenüber als „Fötor ex ore“ bezeichnet. In der neueren Literatur wird diese Unterscheidung nicht mehr konsequent getroffen. Man verwendet beide Termini mehr oder weniger synonym und erweitert die Bezeichnungen sogar noch um die Begriffe „schlechter Atem“, „Bad Breath“ oder „Oral Malodor“. Halitosis ist heute somit als Überbegriff für Mundgeruch mehr oder weniger allgemein akzeptiert. Nachdem schlechter Atem eine Vielzahl von Ursachen haben kann, wird die Halitosis weiter in verschiedene Hauptgruppen unterteilt: Man unterscheidet grundsätzlich einmal eine echte Halitosis von einer Pseudohalitosis.
Pseudohalitosis und Halitophobie
Es gibt Menschen, die felsenfest davon überzeugt sind, an Mundgeruch zu leiden, obwohl ihr Atem nachweislich keinen (unangenehmen) Geruch aufweist. Man bezeichnet diese gar nicht so seltene Sonderform der Halitosis als Pseudohalitosis. Davon betroffene Patienten sind einem erheblichen Leidensdruck ausgesetzt. Weshalb der behandelnde Arzt gut beraten ist, sich ernsthaft mit dem Patienten auseinander zu setzen. Aufklärung und Objektivierung der Verhältnisse durch Messung mit dem Halimeter oder dem Gaschromatographen vermögen in vielen Fällen das Problem zu lösen. Ein Teil der Patienten ist aber auch durch eingehende Untersuchungen nicht von ihrer Überzeugung abzubringen, schlechten Atem aufzuweisen. Dann muss die Diagnose einer Halitophobie gestellt werden.
Echte Halitosis
Von einer echten Halitosis spricht man, wenn der Atemgeruch deutlich über der sozial verträglichen Akzeptanz liegt. Dieser Geruch kann physiologische Ursachen haben, also zeitlich begrenzt auftreten wie zum Beispiel nach dem Genuss bestimmter Lebensmittel (Knoblauch, Zwiebel, Alkohol etc.). Darunter fällt auch der fast regelmäßig vorhandene Mundgeruch am Morgen, nach dem Erwachen. Dieser Geruch verschwindet üblicherweise nach der Zahnhygiene und/oder nach dem Frühstück. Von der physiologischen Halitosis wird die pathologische Halitosis unterschieden. Darunter versteht man andauernden schlechten Atem, der entweder organoleptisch oder durch Messgeräte „beweisbar“ ist. Die pathologische Halitosis stellt die Hauptgruppe unter den behandlungsbedürftigen Formen von Mundgeruch dar. Heute wird mit dem Wort Halitosis oftmals die pathologische Form der Halitosis gemeint. Die Ursachen pathologischer Halitosis können entweder in der Mundhöhle zu finden sein oder aber extraoral gelegen sein. Außerhalb der Mundhöhle kommen als Entstehungsorte in Frage: der HNO Bereich mit Nase, Nasennebenhöhlen, Rachen und Kehlkopf, der obere Verdauungstrakt mit Magen und Speiseröhre und schließlich Allgemeinerkrankungen wie ein Diabetes Mellitus oder schwere chronische Nierenerkrankungen. Innerhalb der Mundhöhle – dem bei weitem häufigsten Entstehungsort für andauernden schlechten Atem – sind Zungenbelag und Erkrankungen des Zahnfleisches als wesentliche Ursachen zu nennen. Damit werden der Zahnarzt und die Prophylaxeassistentin zum wichtigsten Ansprechpartner für die Halitosis.
Wie häufig tritt Halitosis auf?
Andauernder schlechter Atem ist ein häufiges Problem. Es gibt Untersuchungen, in denen behauptet wird, dass jeder zweite von Halitosis betroffen sei. Eine genauere Analyse dieser Arbeiten muss jedoch Zweifel an den Häufigkeitsangaben aufkommen lassen. Die Daten wurden oft durch Telefonbefragungen oder auf Grund von Selbsteinschätzungen erhoben. Damit sind diese Angaben sehr subjektiv gefärbt und halten einer objektiven Überprüfung nicht Stand. Leider ist Halitosis in den meisten Ländern noch immer ein Tabu. Dies ist mit ein Grund, warum qualitativ gute epidemiologische Daten kaum verfügbar sind. Am ehesten kann man noch auf die relativ umfangreichen Untersuchungen aus Japan zurück greifen, da die Daten entweder organoleptisch oder instrumentell erhoben wurden.
Demnach leiden etwa 25% der Bevölkerung unter schlechtem Atem. Man muss davon ausgehen, dass diese Menschen eine langdauernde negative Beeinflussung ihrer Lebensqualität erfahren. Geschlechtsspezifische Unterschiede gibt es bei der Halitosis nicht. Männer und Frauen sind in etwa in gleichem Ausmaß betroffen. Allerdings suchen Frauen wesentlich häufiger eine Halitosis-Sprechstunde auf. Dies mag auch darauf beruhen, dass Frauen ganz allgemein der Gesundheit eine größere Bedeutung beimessen. Auch in Bezug auf das Alter ist keine Gruppe häufiger mit Halitosis konfrontiert als eine andere. Interessante Ergebnisse hat eine Befragung von Zahnärzten in Deutschland erbracht: 76% der Ärzte gaben an, selbst gelegentlich unter Mundgeruch zu leiden; 6% meinten gar, dauernd schlechten Atem zu haben; 58% wiederum sagten, dass sie Kollegen kennen würden, die unter chronischer Halitosis leiden.
Zusammenfassung:
Halitosis – oder exakter ausgedrückt die pathologische Form davon – ist die Bezeichnung für anhaltend schlechten Atem, dessen Ursachen zu einem hohen Prozentsatz in der Mundhöhle gelegen sind. Zwar fehlen ausreichend große epidemiologische Untersuchungen zur Häufigkeit der Halitosis, man darf aber davon ausgehen, dass etwa jeder Vierte davon betroffen ist. Nachdem anhaltend schlechter Atem die Lebensqualität oft massiv und langfristig negativ beeinflusst, wird die effektive und nachhaltige Behandlung zu einer wesentlichen Aufgabe in der zahnärztlichen Praxis.
Autor:
Dr. med. Reinhold Unterwurzacher
MedWiss Zahngesundheit
Gebro Pharma GmbH, Fieberbrunn
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