Gute schlechte Freunde
Die Parodontitis und das Metabolische Syndrom.
Während im Prophylaxe-Alltag der Bergriff Parodontitis und seine unterschiedlichen Schweregrade bestens bekannt sind, verhält sich das beim Metabolischen Syndrom grundsätzlich ganz anders.
Ist dieser Krankheitskomplex (bestehend aus Übergewicht, Diabetes Mellitus, Bluthochdruck und Störung der Blutfettwerte) im Normalfall doch eher eine Angelegenheit für den Internisten und nicht eine der Prophylaxe-Assistentin. Natürlich weiß man heute, dass Diabetiker einer besonders sorgfältigen Mundhygiene bedürfen, aber hier kommen dann doch noch weitere medizinische Dimensionen des menschlichen Stoffwechsels dazu.
Hohes Risiko für´s Herz
Umfangreiche Studien haben gezeigt, dass bereits jede Einzelerkrankung des Metabolischen Syndroms alleine die Gefahr für eine tödliche Herzerkrankung erhöht. Und wenn, wie hier mehrere dieser Stoffwechselstörungen gleichzeitig auftreten, wird das Risiko nicht nur additiv erhöht, sondern es multipliziert sich.
Ein Beispiel: Der alleinige Anstieg des Cholesterins von normalen 185 mg/dl auf 335 mg/dl führt beinahe zu einer Vervierfachung des Risikos für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung. Kommen noch ein erhöhter Blutdruck und Diabetes dazu, steigt dieses Risiko bereits auf das 23-fache an. Eines haben die Parodontitis und das Metabolische Syndrom schon einmal prinzipiell gemeinsam: Es ist gesichert, dass beide generell mit einer systemischen Entzündung und einer Insulinresistenz assoziiert sind. Und nachdem die Anzahl bei beiden Erkrankungen in unserer Überflussgesellschaft jährlich steigt, ist die Frage nach einem Zusammenhang natürlich eine naheliegende. Eine Fragestellung, der sich ein Expertenteam um Francesco D`Aiuto in den USA intensiv gewidmet hatte. Und die Ergebnisse ihrer Untersuchungen sind, vor dem oben geschilderten Hintergrund, eigentlich wenig überraschend.
Zusammenhang erwiesen
Ja, es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen beiden Erkrankungen. Besonders deutlich ausgeprägt ist dieser vor allem beim Auftreten einer schweren Parodontitis und dem Metabolischen Syndrom. In der Studie wurden die Ergebnisse einer großen Volksgesundheits- und Ernährungsuntersuchung an 13.994 Männern und Frauen analysiert. Und eines kann als gesichert angenommen werden: je schwerer die Parodontitis, desto häufiger tritt parallel dazu das Metabolische Syndrom auf.
Mittlere Altersgruppen besonders betroffen
Vor allem in der Altersgruppe der 30 bis 65-Jährigen scheint die Koinzidenz besonders hoch zu sein. Eine Subgruppen-Analyse zeigt, dass nahezu bei jedem Studienteilnehmer mit schwerer Parodontitis gleichzeitig auch die Diagnose Metabolisches Syndrom gestellt werden konnte. Und das Risiko ein Metabolisches Syndrom zu entwickeln, ist in der Altersgruppe über 45 Jahren bei bestehender schwerer Parodontitis um 2,3-fach höher als bei Menschen ohne bzw. mit milder/ moderater Parodontitis.
Henne oder Ei?
Auf eines kann die Studie allerdings keine Antwort geben: Ist zuerst die Parodontitis da und dann das Metabolische Syndrom oder umgekehrt? Es gibt allerdings Hinweise dafür, dass durch eine entsprechende Behandlung und Ausheilung der Parodontitis auch Teilbereiche des Symptomenkomplexes Metabolisches Syndrom verbessert werden könnten.
So haben die Studienautoren in einem 6-monatigen Follow-Up beobachtet, dass sich durch eine effiziente Parodontitis-Therapie die gestörte endotheliale Funktion substanziell verbessert hatte. Also genau jener Bereich, der mit großer Wahrscheinlichkeit auch bei jeder einzelnen Stoffwechselstörung des Metabolischen Syndroms zugrunde liegt. Das gibt Anlass positiv in die Zukunft zu blicken und sollte für jede Prophylaxe-Assistentin Ansporn sein, nicht nur bei Diabetikern besonders sorgfältig zu arbeiten und zu instruieren, sondern auch bei jenen Patienten, die an Bluthochdruck bzw. Fettstoffwechselstörungen leiden könnten und/oder einen deutlich erhöhten Bauchumfang aufweisen.
Autor:
Erich Bergmann
Kommunikationsexperte für
Gesundheitsangelegenheiten
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