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Gewusst wie: Ursachen und Diagnostik von Erosionen

By: | Tags: | Comments: 0 | März 17th, 2021

Anfangs ist der einzige Anhaltspunkt eine seidig matt erscheinende Schmelzoberfläche. Der Zahnhartsubstanzverlust tritt als schüsselförmige, flache Vertiefung mit abgerundeter Begrenzung auf. Meist bleibt ein schmaler Rand vom intakten Schmelz  am Zahnfleischrand bestehen, wahrscheinlich da diese Zone durch Sulkusflüssigkeit geschützt ist. Bei einer fortgeschrittenen Läsion liegt Dentin frei und es kann dadurch zu einer Hypersensibilität gegenüber Wärme und/oder Kältereizen kommen. Kennzeichnend ist auch das Fehlen vom Zahnbelag an den betroffenen Stellen, da Zahnbelag Erosionen verhindert.

 

Damit die direkte Säure den Zahn demineralisieren kann, muss auch das Pellikel durchdrungen werden, da Erosionen nur bei direktem Kontakt mit der Zahnoberfläche entstehen können. Die Lokalisation und Ausprägung der Erosion gibt oft Hinweise auf die möglichen Ursachen. Bei endogenen Ursachen wie z.B Refluxerkrankungen, Essstörungen wie Bulimie und Anorexia nervosa und häufigem Erbrechen sind oft die palatinalen Flächen zuerst betroffen. Exogene Faktoren werden meistens durch die Art, Häufigkeit und Dauer des Säureangriffs aus Getränken und Nahrungsmitteln bestimmt. Aber auch die Einnahme von diversen Medikamenten, die einen niedrigen pH-Wert aufweisen, können sich verantwortlich zeigen. Hier sind meist die labialen und bukkalen Zahnflächen zuerst betroffen. Man kann Erosionen entweder in 3 Kategorien unterteilen (Eccle Klassifikation) oder zur klinischen und systematischen Beurteilung den bereits bewährten BEWE-Index verwenden.

 

ECCLE Klassifikationen

Klasse 1 Oberflächliche, ausschließlich im Schmelz gelegene Läsion
Klasse 2 Lokalisierte Läsion mit freiliegendem Dentin bei bis zu 1/3 der Oberfläche
Klasse 3 Generalisierte Läsionen mit freiliegendem Dentin bei mehr als 1/3 der Oberfläche

 

Im Gegensatz zu ECCLE verzichtet der BEWE-INDEX (Basic Erosive Wear Examination) auf die Differenzierung bzgl. Dentin.
Lokalisiert = < 30 % der gesamten Zahnoberflächen
Generalisiert = > 30 % der gesamten Zahnoberflächen

 

Hauptrisikofaktoren

Wie bei den meisten Zahnerkrankungen, sind auch Erosionen multifaktoriell bedingt. Das Zusammenspiel zwischen einem übermäßigen Kontakt mit schädigenden Säuren, die Speichelzusammensetzung, die Speichelfließrate und die Pufferkapazität bestimmen die Anfälligkeit. Interessant ist auch, dass die Erosivität nicht allein vom pH – Wert der Nahrungsmittel, sondern auch von der Stärke der Säure (pK – Wert), dem Säuretyp und anderen Faktoren wie dem Kalzium- und Phosphatgehalt bestimmt wird. Getränke und Lebensmittel, die mit Phosphat und Kalzium angereichert sind, zeigen trotz niedrigem pH-Wert keine erosive Wirkung (es gibt auch Orangensaft mit Kalzium!). Bei Erosionen sind Abrasionen und Attritionen meist mit involviert. Deshalb ist es wichtig, auch auf die Putztechnik, die Härte der Zahnbürste und den Putzdruck zu achten, um ein Voranschreiten des Zahnhartsubstanzverlustes durch Erosionen zu verhindern. Eine Beteiligung der Lippen, Zunge und Wange am abrasiven Prozess sollte in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben, obwohl diese in den meisten Fällen eine eher untergeordnete Rolle spielen.

 

Dentinhypersensibilität als Symptom einer Spätläsion
Schmerzempfindliche Zähne zeigen sich erst in einem späteren Stadium der Erosion, und zwar dann, wenn Dentin bereits freigelegt wurde. Erosionen sind bis dahin in der Regel nicht schmerzhaft und werden daher von den Patienten erst relativ spät wahrgenommen.

 

Präventive Maßnahmen und Ratschläge für Patienten, die bereits an Erosionen leiden oder ein erhöhtes Erosionsrisiko aufweisen:
Bei Erosionen geht die oberste Schicht der Zahnhartsubstanz unwiderruflich verloren. Umso wichtiger ist es, präventive Maßnahmen zu treffen. Der wichtigste Schritt dabei ist, die Häufigkeit des Konsums von säurehaltigen Lebensmitteln, die keine puffernden Eigenschaften (ohne Kalzium und Phosphat) aufweisen, zu reduzieren. Die Dauer der Säureeinwirkung kann durch rasches Trinken (ggf. mit Trinkhalm), durch Spülen mit Wasser oder Fluoridlösungen nach Säurekonsum und den Konsum von zuckerfreien Kaugummis und Bonbons, um den Speichelfluss zu stimulieren, beeinflusst werden.

Bei der Zahnreinigung sollte man weiche Zahnbürsten mit schwach abrasiven Zahnpasten verwenden. Eine zahnschonende Putztechnik ist ebenso ratsam, wie nicht unmittelbar nach der Säureexposition zu putzen. Bislang gibt es keine Evidenz dafür, dass ein späterer Putzzeitpunkts bei geringen Anzeichen einer Erosion von Vorteil ist. Studien bestätigten, dass die Demineralisation der Zähne zu lange dauern würde. Da Karies nach wie vor das weit größere Problem darstellt, ist von einer längeren Wartezeit abzuraten.

Lesen Sie dazu auch unser Patientenbeispiels „Erosion durch nächtlichen gastroösophagealen Reflux auf S X“.

 

Ein Beitrag von Elisabeth Kalczyk, BA
www.prophywissen.at

Gesundes Gebiss

ECCLE-Klassifikationen : Klasse 1

ECCLE-Klassifikationen : Klasse 2

ECCLE-Klassifikationen : Klasse 3

Alle Fotos: © Dr. Bruckmann

Grafik: © Elisabeth Kalczyk