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Gefährliche Synergien bei Karies: Bakterien & Pilze

By: | Tags: , , , , , | Comments: 0 | Dezember 9th, 2014

Die Wissenschaftler des deutschen Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig warten seit kurzem mit einem erstaunlichen Ergebnis auf: Sie konnten nachweisen, dass es bei der Entstehung von Karies ein komplexes Zusammenspiel verschiedener pathogener Erreger gibt. Das Bakterium Streptococcus mutans kommt nahezu bei jedem Menschen im Speichel vor; ihm kommt auch eine zentrale Rolle bei der Bildung von Karies zu. Neuere Studien zeigen allerdings, dass diesem Keim nicht alleine die Verantwortung für die Entstehung von Karies „in die Schuhe geschoben“ werden kann.

Mehrere pathogene Keime für Karies verantwortlich

Im Gegensatz zur bisher weit verbreiteten Meinung ist nämlich eine ganze Reihe von pathogenen Keimen für Karies verantwortlich. Die meisten von ihnen befinden sich in der Haftsubstanz, die der Streptococcus mutans bildet, um auf den Zähnen Halt zu finden. Darunter ist auch der Hefepilz Candida albicans. Die neue Erkenntnis der Forscher: Das Bakterium Streptococcus mutans verändert unter Anwesenheit des Pilzes Candida albicans seine Virulenz! Das Bakterium bekommt in Anwesenheit des Pilzes eine deutlich höhere Schädigungspotenz.

Mikroorganismen kommunizieren untereinander

Die Kommunikation zwischen Mikroorganismen untereinander erfolgt nicht wie beim Menschen über Sprache, sondern über chemische Signale. Bakterien und Pilze sondern Moleküle ab und erkennen die Moleküle anderer Mikroorganismen in ihrer Umgebung. Ist die Konzentration bestimmter Signalstoffe hoch genug, wird dann ein ganz spezifisches Kommunikationssystem, das Quorum-Sensing-System, aktiviert. Pilze wie der Candida albicans produzieren so nach außen Signalmoleküle, die beim Überschreiten einer bestimmten Konzentration vom Bakterium Streptococcus mutans aufgenommen werden können und verschiedene metabolische Reaktionen auslösen. Eine dieser Reaktionen ist die Aktivierung von Streptococcus mutans-Genen, die zur Produktion zelleigener Antibiotika führen. Der Streptococcus mutans kann so andere Bakterien erfolgreich bekämpfen
und sich so selbst Überlebensvorteile verschaffen. Das Bakterium kann in Anwesenheit des Pilzes sogar fremdes Erbgut aufnehmen und sich neue Eigenschaften aneignen. Erwähnenswert dabei sind vor allem Antibiotikaresistenzen, die seine Bekämpfung bzw. Erradikation erschweren.
Die Umlegbarkeit dieser Laborergebnisse auf den Menschen müssen noch weitere Untersuchungen zeigen. Fest steht aber, dass ein Pathogen durch das Zusammenspiel mit einem anderen Mikroorganismus seine Gefährlichkeit (Virulenz) völlig ändern kann. Diese Erkenntnisse sind nicht nur im Hinblick auf Karies wichtig, denn sie erfordern ganz allgemein eine neue Sichtweise für die infektiologische Betrachtung bestimmter Erkrankungen.