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Drei-Termine-Therapie

By: | Tags: , , , , , , | Comments: 0 | Februar 10th, 2011

Zitat: „Als die Zahnarztlampe ihm grell ins Gesicht leuchtet, bricht dem Patienten der Schweiß aus. Er klammert sich an dem Untersuchungsstuhl fest, zittert und weigert sich, seinen Mund aufzumachen. Auf die Frage des Arztes, ob er Angst habe, wird er wütend und stürmt aus dem Raum.“ Da ist ein Patient mitten in der phobischen Reaktion und der Zahnarzt merkt nichts davon – fragt hochintelligent: „Haben Sie Angst?“


Phobiker, die selbst nie wissen, dass sie an einer Krankheit leiden suchen naturgemäß Hilfe bei einem Zahnarzt. Aber der ist für diese Krankheit gar nicht ausgebildet. In Europa gibt es wahrscheinlich derzeit maximal sechs Spezialisten für Zahnarztphobiker. Diese zeichnen sich durch besondere Kenntnisse bezüglich Fairness und Kompetenz gegenüber dem Phobiepatienten aus.

Mit Panikattacken kann ein Zahnarzt nicht umgehen. Er ist hilflos – fast so hilflos wie der Patient. Angemessene Ausbildungsmöglichkeiten bzw. Interesse an solchen Patienten besteht praktisch nicht. Wirklich professionelle Hilfe setzt jahrelange theoretische und praktische Beschäftigung mit den komplexen Komponenten der Zahnarztphobie voraus. Nur echte Spezialisten können Zahnarztphobikern nachhaltig helfen.

Die Zahnarztphobiker beginnen nach Erlebnissen, wie in der SZ beschrieben, dem Thema „Zahn“ aus dem Weg zu gehen. Sie vermeiden den Zahnarztbesuch. Im Lauf der Jahre hat dieses Vermeidungsverhalten oft katastrophale Folgen – nicht nur im Gebiss- und Kausystem. Ein noch viel gewichtigeres und am Schluss wirklich ernstes, manchmal lebensbedrohendes Problem entsteht wegen der sich ständig verschlechternden Lebensqualität. Zerstörte Zähne bzw. ein zerstörtes Gebiss spielen eine wesentliche Rolle auf dem Weg zur Zerstörung der Lebensqualität. Die Lebensqualität ist das Problem des Zahnarztphobikers. Schmerzen spielen gar nicht die große Rolle. Die permanent zunehmende Beeinträchtigung der Lebensqualität ist das eigentliche Desaster dieser Krankheit. Viele denken daran, so nicht weiter leben zu wollen. Trotzdem können sie nicht zum Zahnarzt gehen – bestenfalls im äußersten Notfall für Notfall-Behandlungen. Professionelle Hilfe wäre jetzt nötig, um die Gebisse so zu sanieren, dass die Patienten wieder lachen, beißen und essen können.

Um den von dieser extremen Form der Zahnarztangst betroffenen Menschen dauerhaft und umfassend zu helfen, habe ich im Jahre 2000 die Deutsche Gesellschaft für Zahnbehandlungsphobie (DGZP) und die Gentle Dental Office® Group gegründet. Ziel ist es, über diese weit verbreitete Krankheit zu informieren, um betroffenen Patienten helfen zu können. Dazu habe ich ein Konzept entwickelt, das sich seit Jahren bewährt: die Drei-Termine-Therapie 3TT-OLA-ITN®.

Die Drei-Termine-Therapie

3TT-OLA-ITN® ist eine sehr effektive und effiziente Kombination aus moderner  Zahnmedizin und moderner Narkosetechnik.

Informationen zur Drei-Termine- Therapie 3TT-OLA-ITN®

Bevor die 3TT-OLA-ITN® in Anspruch genommen wird, kann der Patient sich zunächst anonym und umfassend auf der Internetseite www.zahnarztangst.at  oder telefonisch im Phobie-Beratungsbüro informieren. Dazu steht eine gut trainierte Mannschaft unter der Leitung einer ehemaligen Zahnarztphobie-Patientin kostenlos zur Verfügung. Diese Institution für Information und Motivation arbeitet auf einer sehr breiten Erfahrungsgrundlage. Täglich werden viele Telefonate abgewickelt. Sobald sich der Patient ausreichend beraten fühlt, kann er zur Tat schreiten.

Beim ersten Termin (T1) trifft der Patient, so bereits gut vorbereitet, auf mich persönlich. Die jüngsten wissenschaftlichen Arbeiten der weltweit außerordentlich hoch angesehenen deutschen Wissenschaftlerin Prof. Tanja Singer legen den Schluss nahe, dass die Effizienz und Effektivität der 3TT-OLA-ITN® nicht ganz von ungefähr zustande kommen. Für uns bedeuten Effizienz und Effektivität, dass ein hoher Anteil unserer Patienten nach dem dritten Termin (T3) der 3TT-OLA-ITN® ganz normale Patienten sind und zum ganz normalen Zahnarzt gehen können. Dieses Ergebnis liegt anscheinend nicht nur in der Behandlung unter Vollnarkose begründet. Seit Jahren kommen immer wieder Patienten zur 3TTOLA-ITN®, die bereits in anderen Praxen in Narkose behandelt wurden. Offenbar können sie nach wie vor nicht zum ganz normalen Zahnarzt gehen. Die Vorbereitung auf T1 durch eine ehemalige Zahnarztphobie-Patientin und T1 selbst scheinen dabei eine wesentliche Rolle zu spielen.

T1 ist ein komplexes und höchst präzises Ineinandergreifen von Empathie, Emotion, Intuition und Körpersprache zwischen Zahnarzt und Patient. Bei diesem ersten Termin kommt es besonders auf den T1-Zahnarzt an. Die Patienten sind hochgradig verängstigt, nervös und verunsichert und schämen sich sehr. Deswegen übernehme ich den ersten Termin an allen europäischen Standorten immer persönlich. Das Ziel des Gesprächs bzw. die Bemühungen gelten als erreicht, wenn der Patient zur Überzeugung gelangt: „Dieser Dr. Leu ist sehr fair zu mir und ist wirklich sehr kompetent.“ Offenbar durch diese Vernetzung von Empathie, Emotion, Intuition und Körpersprache wird der Patient in die Lage versetzt, sich tatsächlich für die Durchführung der Behandlung in Vollnarkose beim zweiten Termin entscheiden zu können

Beim zweiten Termin (T2) wird die zahnärztliche Behandlung unter einer speziell entwickelten Vollnarkose durchgeführt. Wenn der Patient aus der Narkose erwacht, hat er sein erstes Erfolgserlebnis beim Blick in den Spiegel. Er sieht sich mit schönen Zähnen, auch wenn sie nur das Provisorium bis zum dritten letzten Termin sind. Wichtig ist: Der Patient kann stolz auf sich sein, es nach so vielen Jahren geschafft zu haben, seine Angst zu überwinden. Für die Patienten geht ein Traum in Erfüllung: Schmerzfrei aufzuwachen und neue, perfekte Zähne zu besitzen. Aufgrund der 3TT-OLA-ITN® Technik sind fast alle Patienten, trotz der umfangreichen Sanierung, nach T2 schmerz- und schwellungsfrei. Beim dritten Termin (T3) werden die Kronen, Brücken oder Prothesen eingesetzt. Dazu ist regelmäßig keine Vollnarkose mehr nötig. In nur drei Terminen und ohne zeitaufwendige psychotherapeutische Behandlung wird die panische Angst vor dem Zahnarztbesuch offenbar dauerhaft überwunden. Das zeigt die jahrzehntelange Erfahrung mit mehreren tausend Betroffenen.Zusammen mit weiteren Kollegen baut die Deutsche Gesellschaft für Zahnbehandlungsphobie (DGZP) derzeit ein europäisches Netzwerk von Zahnärzten auf, die sich auf die Behandlung von Zahnarzt-Phobiepatienten spezialisieren: die Gentle Dental Office® Group. Die Gentle Dental Office® Group bietet die Drei-Termine-Therapie in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Spanien, Italien, Holland, Großbritannien, Luxemburg und Belgien an. Zahnärzte, die Phobiepatienten aus der eigenen Praxis nicht selbst behandeln können, haben die Möglichkeit, ihre Patienten an die Gentle Dental Office® Group zu überweisen und bekommen normal behandelbare Patienten für die Weiterversorgung zurück.

Weitere Informationen und Ansprechpartner finden Patienten oder interessierte Zahnärzte unter www.zahnarztangst.at.

 

Autor:
Dr. Michael Leu
Gentle Dental Office GmbH,
Schweiz