Drei Fragen an Dr. Wolfgang Kopp
Herr Dr. Kopp, können Naschkatzen durch die richtige Zahnpflege ihr Kariesrisiko minimieren?
In welchem Verhältnis die Ernährung im Vergleich zur Zahnpflege das Kariesrisiko beeinflusst, kann nicht gesagt werden, da aktuelle Studien nicht zur Verfügung stehen. Eine kontrollierte Studie von Kulmer/Kulmer (Universität Innsbruck) von 1982 hat gezeigt, dass innerhalb von 14 Tagen zuckerreiche Kost zu mehr Belägen geführt hat und der Blutungsindex signifikant höher war. Zumindest können Naschkatzen durch perfekte Zahnpflege – eine möglichst vollständige Plaqueentfernung – das Kariesrisiko reduzieren.
Frisch gepresster Orangensaft, Schinkensemmel oder Punschkrapferl – letztlich werden alle Kohlenhydrate in Zucker aufgespalten und können damit den Zahnschmelz schädigen. Ist es aus zahnärztlicher Sicht also egal, welche Kohlenhydrate man zu sich nimmt?
Es gibt natürlich Unterschiede, je nachdem, ob die Kohlenhydrate kurz- oder langkettig sind. Außerdem kommt es auf die „Klebrigkeit“ der kohlenhydrathaltigen Mahlzeit oder Süßigkeit an. Einerseits hängt es natürlich vom individuellen Kariesrisiko ab, andererseits ist ganz generell der Zuckerkonsum der Empfehlung der WHO folgend stark einzuschränken. Entscheidend ist jedenfalls die Frequenz – die gleiche Menge Zucker dauerhaft auf den Tag verteilt ist wesentlich schädlicher, als etwa einmal täglich als Dessert genossen.
Kariesprophylaxe ohne Fluorid – geht das?
Natürlich ist es möglich, den Biofilm – die bakterielle Plaque – mit nicht fluoridhaltiger Zahnpasta mechanisch zu entfernen. Die Fluoride sind jedoch eine wertvolle Unterstützung für die Remineralisation des Zahnschmelzes und auch für die Hemmung der Demineralisation durch die Bildung der calciumfluoriden Deckschicht auf den Zähnen, dies wird durch viele Studien belegt. Somit ist Prophylaxe ohne Fluoride global betrachtet weniger wirkungsvoll. Je nach individuellem Kariesrisiko benötigt es zusätzlich zur fluoridhältigen Zahnpasta eine zusätzliche Fluoridbehandlung (zum Beispiel Lacke) in der zahnärztlichen Ordination.
Dr. Wolfgang Kopp, Prophylaxe-Referent der Österreichischen Zahnärztekammer (Foto © Colgate, Ludwig Schedl)
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