Die Senioren kommen!
Alter Mensch – neue Herausforderung. Aspekte der Prophylaxe beim älteren Menschen.
Das Altern ist sowohl ein physischer und ein psychischer Veränderungsprozess, der mit einer laufenden Reduktion der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit einhergeht. Der Alterungsprozess beginnt bereits ab dem 40. Lebensjahr. Spätestens zwischen dem 50. und 60. Geburtstag werden dann die ersten Defizite deutlich. Aufgrund der immer besser gewordenen Prophylaxeaufklärung und -aktivitäten in den vergangenen Jahren wird auch der Anteil an älteren Patienten mit eigenen Zähnen immer größer. Eine entsprechend altersgerechte Prophylaxe erscheint daher zwingend notwendig.
Generelle Veränderungen im Alter
Von den Veränderungen ist nahezu kein Bereich ausgeschlossen. Körperliche Beschwerden durch Abnützungserscheinungen, rheumatisch bedingte Erkrankungen oder Übergewicht sind vor allem für die Bewegungseinschränkung im Alter verantwortlich. Stark betroffen sind aber vor allem die Sinneswahrnehmungen. Der ältere Patient sieht schlechter, hört schlechter, reagiert oft langsamer und kann deshalb den Ausführungen einer Prophylaxeassistentin schwerer folgen. Eine Tatsache, die im Aufklärungsgespräch berücksichtigt werden sollte. Deutliches, langsames und lautes Sprechen fördert das Verständnis. Eine Kombination von Sprechen, Zeigen und Handeln hat sich in der Praxis als besonders effektiv erwiesen. Zentrale Problematik mit zunehmendem Alter ist aber auch die Multimorbidität. Ältere Patienten leiden häufig an mehreren Allgemeinerkrankungen gleichzeitig, die durchaus auch Auswirkungen auf das Geschehen in der Mundhöhle haben.
Spezifische Mundhöhlenprobleme im Alter
Im Mund finden im Alter sowohl physiologische wie auch morphologische Veränderungen statt. Deshalb überwiegen nicht primär Schmelzkaries, sondern vor allem Wurzelhalskaries und Sekundärkaries an Restaurationen. Des Weiteren findet man häufig Entzündungen des Zahnhalteapparates (Parodontitis), Veränderungen der Mundschleimhaut und Mundtrockenheit, die oft durch Medikamenteneinnahme bzw. bei Erkrankungen wie Depression, Speicheldrüsen-Dysfunktion oder durch eine Chemotherapie bedingt sind.
Mundtrockenheit und Speichelfluss
Ein verminderter Speichelfluss und eine damit verbundene Mundtrockenheit ist eines der häufigsten Probleme des alten Patienten. Die Speichelproduktion kann sich – oft medikamentös bedingt – bis zu einer Xerostomie verringern. Damit verbunden sind meist Schluck- und Kaubeschwerden. Die Entstehung von Infektionen wie Pilzerkrankungen und Entzündungen werden dadurch begünstigt. Eine verminderte Speichelflussrate reduziert auch die Selbstreinigung und bedingt eine verringerte Pufferkapazität. Auch das Auftreten von Mundgeruch kann eine Folge fehlender Speichelproduktion sein.
Veränderungen des Parodontiums
In vielen Fällen ist im Alter ein Abbau des knöchernen Alveolarrandes (Limbus alveolaris) zu beobachten. Die Gingiva zieht sich zurück und die Zahnhälse und Wurzeloberflächen liegen frei. Eine Überempfindlichkeit und eine Verschlechterung der visuellen Ästhetik sind die Folge. Zahnzwischenraum- bzw. Wurzelprobleme nehmen kontinuierlich zu. Eine häufig dadurch bedingte Verschlechterung der täglichen Hygiene produziert vermehrt parodontale Probleme.
Bei diesen Patienten ist eine vollständige Plaquentfernung während der professionellen Prophylaxe oberstes Ziel. Der Fokus sollte dabei auf freiliegende Wurzeloberflächen, Zahnhälse, Bi- und Trifurkationen bzw. den Approximalraum liegen. Beim Recall ist auf neue interdentale und interradikuläre Nischen zu achten, die sich im Alter häufiger bilden und meist nur schwer zu reinigen sind. Zusätzlich sollten für die häusliche Mundhygiene besonders weiche Zahnbürsten und Zahnpasten mit niedrigen RDA-Werten verwendet werden (z.B.: meridol®-Zahnbürsten und elmex® SENSITIVE-Zahnpaste)!
Fluoride im Alter
Der Einsatz von Fluoriden bleibt während des gesamten Lebens ein wichtiger Baustein der Kariesprophylaxe, so auch im Alter. Ziel eines Fluorideinsatzes ist der Schutz vor Kariesbildung und Erosionen. Fluoridhaltige Zahnpasten können hier die Basis für eine tägliche und konstante Fluoridzufuhr sein. Deshalb ist darauf zu achten, dass auch ältere Menschen solche Zahnpasten verwenden, da diese häufiger zu Produkten aus Reformhäusern oder so genannten „Bioprodukten“ tendieren, die aber oftmals fluoridfrei sind.
Altersgerechte Prophylaxe ist wichtig
Der „alte“ Mensch unterscheidet sich in vielen Bereichen vom jüngeren Patienten. Putztechnik und Hilfsmittel sollten daher immer den individuellen, motorischen Möglichkeiten des Patienten und deren spezifischen Problembereichen angepasst werden.
Krankheiten mit Auswirkungen auf die Mundhöhle
- Diabetes
- Magen-/Darmprobleme
- Allergien
- Haut-/Schleimhauterkrankungen
- Herz-/Kreislauferkrankungen
- Durchblutungsstörungen
- Depressionen
- Anfallsleiden (z.B. Epilepsie)
Autor:
Erich Bergmann
PBK Ideenreich
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