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Befunde und Indizes im Recall: Wozu?

By: | Tags: , , , , , , , | Comments: 0 | Juli 8th, 2010

Der „10 Punkte Recall“ im Detail.

Beim intra- und extraoralen Befund, den Sondierungstiefen, dem Blutungs- und Plaqueindex zeigt es sich, worauf bei der anschließenden Behandlung besonderes Augenmerk gerichtet werden muss und welche Maßnahmen der Patient zu Hause ergreifen soll.

Durch die Befundaufnahme gewinnen wir wertvolle Informationen, die es uns erlauben, die zur Verfügung stehende Zeit während der Recallsitzung optimal zu nutzen. Der Recall sogenannte „Betreuungsphase“ ist lebenslänglich zu betrachten. Recall Sitzungen ermöglichen eine kontinuierliche Risiko-Erfassung gezielt auf das Erkennen des Vorkommens oraler Erkrankungen und auch des Früherkennens beginnender und fortschreitender parodontaler Läsionen. Man spricht von dem „10 Punkte Recall“ (Wolf 2006), der unbedingt befolgt werden soll. Während den ersten ca. 15 Minuten (Punkt 1-6) wird der Befund aufgenommen. Anhand des Befundes werden anschließend die notwendigen Behandlungsschritte durchgeführt.

10 Punkte des Recalls

  1. Aktualisieren des Gesundheitsfragebogens
  2. Schleimhaut-Untersuchung
  3. Blutungs-Index (PBI oder BOP)
  4. Aufnahme der Sondierungstiefen
  5. Plaque-Index
  6. Mundhygiene-Instruktion
  7. Zahnsteinentfernung
  8. Entfernung des Biofilms
  9. Politur
  10. Fluoridierung

Punkt 1

Zur Aktualisierung des Gesundheitsfragebogens werden gezielte Fragen an den Patienten gerichtet. Beispielsweise wird gefragt, ob in der Zwischenzeit Veränderungen in dem allgemeinen Gesundheitszustand zu bemerken sind. Ebenfalls wichtig zu wissen ist, ob und welche Medikamente regelmäßig eingenommen werden. Gewisse Medikamente verursachen Mundtrockenheit (Xerostomie), beeinflussen die Speichelmenge und Qualität. Orale Manifestationen – verursacht durch Medikamenteneinnahme zusätzlich zu Xerostomie – sind Zahnkaries, Stomatitis, brennende Schleimhäute, opportunistische Infektionen wie Candidiasis, spontane blutende gingivale Überwucherungen und erhöhte Tendenz zu progredienten Parodontitien. Durch die Befragung des Patienten können andere wichtige Informationen zum Vorschein kommen, welche eine Änderung des Behandlungsplans,  Terminverschiebung oder sogar einen Behandlungsabbruch bedeuten.

Punkt 2

Die Durchführung einer intraoralen Schleimhaut-Untersuchung dient zum Früherkennen von Schleimhaut-Veränderungen und zum rechtzeitigen Einsatz der gebotenen Maßnahmen. Häufig werden vor allem Tabakassoziierte gut- und bösartige Veränderungen der Mundschleimhäute entdeckt. Aber auch Veränderungen, die durch zahnärztliche Restaurationen, Medikamente, Verbrennungen und Allergien vorkommen. 1995 wurde geschätzt, dass die tabakassoziierte Mortalität von jährlich drei Millionen auf zehn Millionen bis 2030 ansteigen wird, wobei sich 70% der Todesfälle in den  Entwicklungsländern ereignen (Fagerstrom 2002, Bornstein 2009). Natürlich sind nicht alle Todesfälle auf Grund von oralen Karzinomen; aber solche Aussagen bedeuten trotzdem für das zahnmedizinische Team eine Herausforderung zur Verschärfung der Aufmerksamkeit bei der Schleimhaut-Untersuchung und bei der Thematisierung eines Rauchstopps bei den Rauchern.

Punkt 3 und 4

Die Befunderhebung wird meistens mittels eines Index dargestellt. Ein Index ist ein Messwert zur Diagnostik mit Aussage über den Schweregrad einer Erkrankung, den Behandlungsbedarf sowie die Therapieanforderungen und ermöglicht eine Überprüfung der Wirksamkeit einer Therapie. (Springer U) Indizes müssen regelmäßig durchgeführt und dokumentiert werden. Der Papillenblutungsindex (PBI) und der Sulkusblutungsindex (SBI) dienen als Anzeigemöglichkeit für eine Blutungsneigung der Gingivia in Zusammenhang mit der Mundhygiene. Der PBI (Saxer&Mühlemann 1975) ermöglicht die Beurteilung des Entzündungsgrades der Papilla, dient zur Erfassung des Mundhygiene-Niveaus und zur Patientenmotivation. Der PBI hat aber keine eigentliche parodontale diagnostische Aussagekraft. Hingegen der BOP (Blutung auf  Sondieren) (Ainamo & Bay 1975) beurteilt auf einfache Art die Blutungsneigung (10 Sek.) nach Sondieren der Sonde bis zum Taschenfundus. Im weiteren dienen die beiden Befunde (Taschenmessung und BOP) zur Beurteilung des Ausmaßes des Attachmentverlustes und/oder dokumentiert die parodontale Stabilität im Recall. Die zusammen geführten Befunde sind vergleichbar bei zukünftigen Messungen, unterstützen weitere Therapieplanungen und bestimmen das Recall-Intervall. Noch zu beachten ist, dass die Ergebnisse des BOPs durch das Rauchen und die Einnahme Antikoagulantien beeinflusst wird.

Punkt 5 und 6

Aus dem „10 Punkte Recall“ Protokoll sind der Plaqueindex und die Mundhygiene-Instruktion wiederum unzertrennbar. Der Plaqueindex nach Anfärben der Zähne dient zur Verdeutlichung der Stärke des Plaquebefalls und Beurteilung der Mundhygiene eines Patienten. Die graphische Darstellung des  Plaquebefalls und die Werte in Prozent ausgedrückt, werden bei der Mundhygiene-Instruktion verwendet. Der Plaqueindex nach O’leary wird ebenfalls dokumentiert (wie oben) auf dem Hygienekontrollblatt. Um die BOP und Plaqueindex auseinander halten zu können, wird der Plaqueindex in blau und die BOP in rot notiert; jedoch auf demselben Blatt. Mit den beiden Befunden untereinander auf ein weiteres Schema notiert, kann auch die  Blutungsneigung in Zusammenhang mit der Plaque Menge gebracht werden. Nach der Befunderhebung verfügt man über viele Informationen, welche verarbeitet werden müssen. Die 5 Komponenten der DH/Prophylaxe-Behandlung können als Strategie betrachtet werden.

Autorin:
Benita Bush Gissler
RDH, BS
Klinik für Parodontologie
Kliniken der Universität Bern