5. Prophylaxe Symposium: Verbindung von Wissenschaft, Praxis und Erfahrung
Rund 100 Teilnehmer folgten im heurigen Sommer der Einladung von CP GABA – der deutschen Organisation des Colgate-Palmolive Konzerns – zum 5. Prophylaxe-Symposium unter dem Motto „Verbindung von Wissenschaft, Praxis und Erfahrung“ nach Düsseldorf.
Unter der Leitung von Dr. Marianne Gräfin Schmettow, Leiterin Scientific Affairs bei CP GABA, zeichnete sich die heurige Veranstaltung vor allem durch eine breite Themenvielfalt an praxisorientierten Fachvorträgen aus. Das Programm bot zudem umfangreiche Möglichkeiten zur aktiven Beteiligung, kollegialem Austausch und Diskussion mit den Experten.
Alarmierend: MIH – weiter verbreitet als Karies
Der hochaktuellen Thematik der Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) widmete sich Prof. Katrin Bekes, Universitätsklinik Wien. Sie nahm Prophylaxe- und Therapiestrategien unter die Lupe. Die Prävalenz bei 12-jährigen Kindern in Deutschland ist laut DMS V alarmierend: Mit 28,7 Prozent ist die Erkrankung inzwischen weiter verbreitet als Karies (18,7 Prozent) [1]. Eine besondere Herausforderung stellt die hohe Schmerzempfindlichkeit der betroffenen Zähne dar. Die Therapie der MIH richtet sich nach dem Schweregrad und der vorhandenen Schmerzsymptomatik. Neben zweimal täglich putzen mit fluoridierter Zahnpasta (z.B. elmex® Junior, ab 12 Jahre elmex® KARIESSCHUTZ PROFESSIONALTM) sollte wöchentlich ein fluoridhaltiges Gel zur Intensivfluoridierung (z.B. elmex® Zahngel) angewendet werden. Mehrmals im Jahr empfiehlt die Expertin einen hochkonzentrierten Fluoridlack (z.B. Duraphat® Fluoridlack). Bei Schmerzsymptomatik stellt die Behandlung mit Produkten mit PRO-ARGIN® Technologie einen wirksamen Ansatz dar. Die PRO-ARGIN® Technologie, enthalten zum Beispiel in der elmex® SENSITIVE PROFESSIONALTM Zahnpasta, versiegelt die offenen Reizleiterkanälchen, die für die schmerzempfindlichen Zähne verantwortlich sind [2].
„Vertrauen kann nur da entstehen, wo der Patient sich ernst genommen fühlt.“
Mit seinem Vortrag „An jedem Zahn hängt ein Mensch – Chancen einer kultursensiblen Zahnmedizin“ bot Prof. Dr. Dr. Dr. Dominik Groß, Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin Aachen, einen spannenden Einblick in das Thema „Migrantenmedizin“. Migranten bilden rund ein Fünftel der Bevölkerung in Deutschland. In diesem Zusammenhang rückt auch ihre zahnmedizinische Versorgung in den Fokus. Prävalenzstudien zur Mundgesundheit belegen zudem eine besondere Gefährdung dieser Bevölkerungsgruppe. Groß beleuchtete detailliert die verschiedenen Einflussfaktoren, die bei Menschen mit Migrationshintergrund zu Defiziten in der Mundgesundheit bzw. im Mundgesundheitsverhalten führen können: migrationsspezifische, kulturspezifische, krankheitsspezifische sowie soziale Faktoren. Insbesondere den kulturellen und religiösen Barrieren dieser Menschen könne man am besten mit Offenheit und vorurteilsfreier Kommunikation begegnen, so Groß. Er ermutigte die Teilnehmer, bei Unsicherheit den Patienten einfach zu fragen. Damit wird einerseits Interesse signalisiert, andererseits werden mögliche Problem- oder Konfliktsituationen, die am häufigsten durch Stigmatisierung entstehen, vermieden.
Antibakterielle Wirkstoffe ergänzen die mechanische Mund- und Zahnzwischenraum-Hygiene
Prof. Dr. Nicole Arweiler, Universitätsklinikum Gießen und Marburg, referierte über chemische Plaquekontrolle sowie den Beitrag der Mundspüllösungen in der häuslichen Mundhygiene. So gelte es nach wie vor als unbestritten, dass die Verwendung von Zahnbürste und fluoridhaltiger Zahnpasta in Kombination mit Interdentalraumhygiene (Zahnseide, Interdentalraumbürstchen) die Basis der täglichen Prophylaxe-Bemühungen ist. Oftmals reicht das nicht aus. Dann kommen Mundspüllösungen mit geeigneten (antibakteriellen) Wirkstoffen zum Einsatz. Lösungen mit Konzentrationen zwischen 0,1 und 0,2 Prozent Chlorhexidin werden für die Kurzzeitanwendung sowie als alleinige Maßnahme zur gezielten Keimreduktion in der Mundhöhle empfohlen. Für eine dauerhafte Unterstützung der mechanischen Mundhygiene sind Produkte mit „Plaque-reduzierender“ Wirkung geeignet. Hier zählt zu den wirksamen Substanzen vor allem die sehr gut untersuchte Wirkstoffkombination aus Aminfluorid und Zinn-Ionen, die in meridol®-Produkten enthalten ist.
Prävention zahlt sich aus, aber es bleibt viel zu tun
Inspiriert von der jüngst veröffentlichten Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) rundeten zwei Vorträge zur aktuellen Karies- bzw. Parodontitis-Prävalenz in Deutschland die Veranstaltung ab. PD Dr. Dirk Ziebolz, MSc., Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie Universität Leipzig, nahm die erhobenen Daten zur Kariesprävalenz genauer unter die Lupe. Er stellte fest, dass die Karieslast in allen Altersgruppen und über alle sozialen Schichten hinweg gesenkt werden konnte. Sein Resümee: Die Prophylaxe-Systeme funktionieren, aber eine komplette Kariesfreiheit wird es nicht geben. Trotzdem ist es wichtig, auf diesem hohen Niveau weiter zu machen. Vor allem bei den Karies-Risikogruppen ist das Ziel noch lange nicht erreicht.
Etwas verhaltener fiel das Fazit von Prof. Dr. Dr. Thomas Hoffmann, Universitätsklinikum der TU Dresden, aus: Zwar nehme die Zahl der Menschen mit Parodontalerkrankungen ab, allerdings sei davon auszugehen, dass die Prävalenz aufgrund der Art der Befunderhebung an Indexzähnen im Gegensatz zur Untersuchung aller Zähne deutlich unterschätzt wird. Darüber hinaus sei infolge der demografischen Entwicklung und der zunehmenden Erkrankungshäufigkeit im höheren Lebensalter für die Zukunft mit einem steigenden parodontalen Behandlungsbedarf zu rechnen. Laut Hoffmann bedarf es deshalb einer individualisierten Zahnmedizin sowie einer besseren parodontologischen Ausbildung an den deutschen Universitäten unter Berücksichtigung der „Alterszahnheilkunde“.
Meet & Talk: fachlicher Erfahrungsaustausch in kleiner Runde
Auch heuer fanden die dialogbasierten Formate großen Anklang. Neben der bewährten TED-Abstimmung bot das neue Meet-&-Talk-Format die Gelegenheit, an insgesamt vier interaktiven Stationen in direkten Kontakt zu den Experten zu treten und konkrete Fragen zu den jeweiligen Themen zu diskutieren. Insgesamt wurden vier Themenblöcke angeboten: „Abbau von Berührungsängsten bei Menschen mit Behinderung“, Prof. Dr. Roswitha Heinrich-Weltzien, Zahnärztin Heide Klatt, beide Universität Jena; „Produkt-, Indikations- und patientengerechte Anwendung bei der Intensivfluoridierung“, PD Dirk Ziebolz, Dentalhygienikerin Sabrina Dogan; „Dentale Erosionen“ Dr. Philipp Kanzow, MBA, Universitätsmedizin Göttingen sowie „MIH-Patienten“, Prof. Dr. Katrin Bekes, Prophylaxe-Assistentin Susanne Kugler.
Die rege Teilnahme am fachlichen Austausch und der Abschluss-Diskussion mit den Experten unterstrich die Aktualität und praxisbezogene Relevanz der heurigen Themenauswahl.
Quellen
[1] Jordan A, Micheelis W: Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie DMS V. Köln, 2016.
[2] Ayad F et al, J Clin Dent 2009; 20 (Spec Iss): 115-122.
Teilnehmerinnen beim Meet & Talk CP GABA Prophylaxe-Symposium. Foto: © CP GABA GmbH.
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