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Therapiekonzepte und Wirkstoffe bei Zahnfleischproblemen

By: | Tags: , , , , , , , , , | Comments: 0 | April 17th, 2017

Bei der Therapie von Gingivitis und Parodontitis geht es einerseits um die Linderung akuter Entzündungssymptome, andererseits um langfristige Verhaltensänderungen, um weiteren Entzündungen bzw. einem Fortschreiten der Zerstörung des Zahnhalteapparats vorzubeugen. Dr. Behrouz Arefnia beleuchtet im Gespräch mit prophy die wichtigsten Aspekte für die Prophylaxe-Assistenz.

Herr Dr. Arefnia, was hilft bei akuter Gingivitis?

Neben der mechanischen Entfernung von Zahnbelag und Zahnstein stellt als wichtige Maßnahme bei akuter Gingivitis Chlorhexidindigluconat den Goldstandard in der adjuvanten, antiseptischen Therapie dar, wobei hier verschiedene Konzentrationen zur Wahl stehen: Von 0,06% bis 0,2% stehen verschiedene Spüllösungen und 1%ige Gele zur Verfügung. Höhere Konzentrationen sind nur über zahnärztliche Verschreibung in einer Apotheke erhältlich und für die Verabreichung in der Ordination vorgesehen.

Was kann in der zahnärztlichen Praxis bei akuter Gingivitis gemacht werden?

Wichtig ist es, zuerst einmal saubere Verhältnisse zu schaffen: Zahnbelag und Zahnstein werden entfernt. Sehr wichtig sind auch das Gespräch und die Patientenführung: Die Prophylaxe-Assistentin ist die Schlüsselperson, wenn es darum geht, den Patienten Mundhygieneinstruktionen zu geben und sie dazu zu motivieren, diese regelmäßig und richtig umzusetzen.

Welche Wirkstoffe empfehlen Sie zur Langzeittherapie?

Die regelmäßige Anwendung von Zinnfluorid, wie es in Kombination mit Aminfluorid etwa in den meridol® Produkten enthalten ist, beugt sowohl Gingivitis als auch Parodontitits sehr wirksam vor, weil es das Bakterienwachstum bedingt hemmt. Etwaige Verfärbungen, die durch die Langzeitanwendung von Zinnfluorid entstehen können, sind mit den Patienten zu diskutieren. Auch Chlorhexidindigluconat kann Verfärbungen verursachen. Diese können im Rahmen von Prophylaxesitzungen wieder restlos entfernt werden.

Niedrige Konzentrationen (0,06%) von Chlorhexidindigluconat sind für die Langzeitprophylaxe und -therapie ebenfalls geeignet. Ätherische Öle, etwa aus Minze, Thymian und Wintergrün, wirken auch antiseptisch und sind durchaus für eine Langzeittherapie geeignet.

Was ist bei Behandlung einer Parodontitis wichtig?

Als Goldstandard gilt die mechanische Entfernung des Bakterienfilms und der Konkremente mittels Scaling und Root Planing (SRP), wobei hier größte Sorgfalt geboten ist. Dadurch kann eine Änderung der subgingivalen bakteriellen Flora bewirkt werden, die die klinischen Symptome verbessert.

Nicht alle Interventionen kann die Prophylaxe-Assistentin durchführen…

Grundsätzlich gilt: Die Diagnose und die Therapieplanung nimmt die Zahnärztin, der Zahnarzt vor. In der Parodontitis-Therapie bleibt alles, was unter Anästhesie passiert, dem Zahnarzt vorbehalten: Deep Scaling, also die mechanische Reinigung der Wurzeloberfläche in tiefen Zahnfleischtaschen, sowie die Behandlung von Risikopatienten, zum Beispiel Patienten unter antibiotischer Prophylaxe-Therapie, Patienten, die Bisphosphonate (z.B. zur Behandlung von Osteoporose) einnehmen, Patienten mit Blutgerinnungsstörungen oder Patienten mit schwerwiegenden systemischen Erkrankungen, etc.

Die weiterführende Behandlung wird dann von der Prophylaxe-Assistentin durchgeführt – in welchen Intervallen?

Bei einer akuten Gingivitis sind engmaschige Behandlungen alle zwei Wochen oder in noch geringerem Abstand notwendig. In sechs bis acht Wochen sind solche akuten Zahnfleischentzündungen meist ausgeheilt. In der Parodontitis-Therapie sollte im Normalfall nach zwei bis drei Monaten ein Status erreicht sein, wo akute Entzündungen beseitigt sind. Das ist natürlich stark abhängig vom Schweregrad der ursprünglichen Erkrankung und davon, wie genau es die Patienten mit ihrer Mundhygiene zu Hause nehmen. Werden die Mundhygiene-Instruktionen nicht beachtet und regelmäßige Recalls nicht durchgeführt, kann es immer wieder zu Reinfektionen kommen.

Wichtig: Zur richtigen Mundhygiene motivieren

Zwar müssen Parodontitis und Gingivitis nicht zwingend und ausschließlich mangelnde Mundhygiene als Ursache haben – auch Vorerkrankungen und Risikofaktoren können hier mitwirken. Auch verschiedene andere Faktoren, wie Vorerkrankungen (siehe Serie „Wechselwirkungen Parodontitis – Allgemeingesundheit“, Prophy 1 – 3, 2016), spielen für das Abklingen der akuten Entzündung und den weiteren Verlauf eine entscheidende Rolle. Die Mundhygieneinstruktion seitens der PAss ist deshalb wichtig: Klären Sie Ihre Patienten über die für ihre individuelle Situation optimale Putztechnik auf. Nicht alle Patienten kommen mit der Interdentalbürste oder der Zahnseide klar – eventuell kann man auch eine Munddusche in Erwägung ziehen. Falls mit der Handzahnbürste trotz Instruktion keine guten Erfolge erzielt werden, elektrische oder Schallzahnbürste empfehlen.

Darüber hinaus auf Risikofaktoren aufmerksam machen: Rauchen, schlechte Ernährung, Stress.

 

Foto © fotolia – WavebreakmediaMicro

Dr. Behrouz AREFNIA, ÖGP Youngster 

Foto © privat

Parodontitis (© Petra Natter)

Parodontitis mit akuter Entzündung

Foto © Petra Natter

Scaling & Root Planing

Foto © Arefnia

Als Scaling bezeichnet man die Beseitigung des Biofilms, supra- und subgingivalen Zahnsteins und infizierten Gewebes. Verbliebene Zahnsteinpartikel und Unebenheiten werden beim sogenannten Root Planing (Wurzelglättung) eingeebnet. Je glatter die Wurzeloberfläche, desto schwieriger ist die Anlagerung von Bakterien, die mit anderen Mikroorganismen, Speiseresten und ihren eigenen Stoffwechselprodukten einen Biofilm bilden und Toxine produzieren, die wiederum die Gingiva angreifen und eine Reaktion des Immunsystems verursachen.

Scaling kann per Hand mit einem speziellen Instrument, mittels Ultraschall oder Laser durchgeführt werden. Unabhängig vom Verfahren ist der Erfolg von der Genauigkeit abhängig, mit der systematisch jede Fläche des Zahnes bearbeitet wird.