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Reden, bevor hinter vorgehaltener Hand darüber geredet wird.

By: | Tags: , , , , | Comments: 0 | Mai 8th, 2013

Und kaum jemand möchte darauf angesprochen werden. Laut internationalen epidemiologischen Studien tritt Halitosis in fast allen Ländern der Welt gleich häufig auf und hat somit nichts mit den unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten zu tun. Etwa ein Viertel der Bevölkerung leidet unter schlechtem Atem, der die Betroffenen häufig in ihrem beruflichen und sozialen Leben beeinträchtigt.

Einfühlsame Kommunikation als Schlüssel zum Erfolg bei Halitosis

Laut internationalen epidemiologischen Studien tritt Halitosis in fast allen Ländern der Welt gleich häufig auf und hat somit nichts mit den unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten zu tun. Etwa ein Viertel der Bevölkerung leidet unter schlechtem Atem, der die Betroffenen häufig in ihrem beruflichen und sozialen Leben beeinträchtigt. Sowohl der Patient als auch dessen Umfeld erleben es als Belastung, das Thema Mundgeruch anzusprechen. Und auch für uns Prophylaxe-Assistentinnen ist es oft nicht einfach, aktiv über diese Problematik zu kommunizieren. Nichts desto trotz sollten Zahnärzte/innen, Dentalhygienikerinnen und Prophylaxe-Assistentinnen dieses Problem bei ihren Patienten thematisieren und kompetente Hilfestellung anbieten. Das Motto lautet: Über schlechten Atem soll man reden. Denn: Das Problem ist lösbar.

Das Problem liegt oft auf der Zunge

In etwa 90% der Fälle ist die Ursache für Halitosis in der Mundhöhle beheimatet. Hauptakteur dabei ist die Zunge. Untersuchungen ergaben, dass Mundgeruch häufig durch die Zersetzung organischen Materials wie etwa Nahrungsmittelreste verursacht wird. Durch gram-negative anearobe Bakterien entstehen flüchtige Schwefelverbindungen, die für den unangenehmen Mundgeruch verantwortlich sind. Diese Schwefelverbindungen bilden sich beim Abbau schwefelhaltiger Aminosäuren aus Nahrungsresten, Speichelbestandteilen und abgestorbenen Epithelzellen. Die verursachenden Keime suchen sich „Schlupfwinkeln“ in der Mundhöhle wie z. B. Interdentalräume, parodontale Taschen und überstehende Restaurationsränder, um aktiv zu werden.

In den meisten Fällen oral bedingter Halitosis spielen auch Beläge des dorsalen Anteils der Zunge eine wichtige Rolle. Der Zunge kommt somit eine besondere Bedeutung zu, weil sie eine verhältnismäßig große Oberfläche besitzt und somit viele flüchtige Substanzen in der Mundhöhle abgeben kann.

Problemfall Mundtrockenheit

Da sich bei trockener Mundhöhle (Xerostomie) die Keime schneller ausbreiten und nicht durch den natürlichen Speichelfluss beseitigt werden, entsteht auch dadurch Mundgeruch. Ursache kann beispielsweise die Einnahme bestimmter Medikamente sein wie

• gegen Bluthochdruck
• gegen Durchfall
• gegen Harninkontinenz
• bei Parkinson-Krankheit
• Antidepressiva
• Antihistaminika
• Muskelrelaxantien

Der bekannte Mundgeruch am Morgen entsteht ebenfalls meist durch eine Xerostomie. Viele Menschen schlafen mit offenem Mund, was ebenfalls zu einer verminderten Speichelproduktion führt. Auch mit zunehmendem Alter nimmt die Speichelproduktion deutlich ab. Bei Patienten, die an Mundgeruch leiden, ist es daher ratsam durch eine sensible Fragestellung auf diesen Bereich einzugehen und auf entsprechende Gegenstrategien hinzuweisen.
Es gibt auch medizinische Gründe

In circa 10% der Fälle stecken hinter einer Halitosis medizinische Probleme, die von einem Allgemeinmediziner bzw. Internisten abgeklärt werden sollten. Mögliche Ursachen können Entzündungen der Kiefer- oder Nebenhöhlen, Stoffwechselerkrankungen (z. B. Diabetes mellitus) oder Probleme des Verdauungstraktes sein.

Auch Rauchen, Stress und vor allem Schnarchen (hier wieder die dadurch bedingte Mundtrockenheit) können Auslöser für übermäßigen und unangenehmen Mundgeruch sein. In diesem Fall können eine Raucherentwöhnung oder Entspannungstechniken angeraten werden, die so zu einer Beseitigung der Halitosis-Ursache beitragen können.

Weiters gibt es Menschen, die zwar glauben, dass sie Mundgeruch haben, dieser allerdings für das Umfeld nicht wahrnehmbar ist. Die Psychologie nennt eine solche Angst- oder Zwangsstörung Halitophobie. Sind Sie mit einem solchen Patienten konfrontiert, sollten Sie ihm dringend anraten, einen entsprechenden Spezialisten (Facharzt für Psychiatrie) aufzusuchen.

Kommunikation mit Empathie und Feinfühligkeit

Es empfiehlt sich, jeden Patienten vor der Behandlung im Rahmen der Anamnese zu dem Thema Mundgeruch zu befragen. Dabei kann ein spezifischer Halitosis-Fragebogen hilfreich sein. Den meisten Patienten fällt es schwer, das Thema Mundgeruch selbst anzusprechen. Wahrscheinlich haben viele bereits schon leidvolle Erfahrungen gesammelt, in dem das Umfeld auf Abstand ging und für die Patienten nicht ersichtlich war, was der Auslöser dafür war.

Die Ansprache durch den Zahnarzt, die Dentalhygienikerin und Prophylaxe-Assistentin erfordert deshalb viel Empathie. Eine professionelle Aufklärung und ein entsprechend entgegengebrachtes Feingefühl nehmen dem Thema „Halitosis“ meist den Schrecken. Am Ende sind die Patienten  in der Regel dankbar für die Offenheit – zumal den meisten geholfen werden kann. Denn, wenn der Patient die Diagnose sowie den Zusammenhang von Halitosis und den verursachenden Faktoren kennt, können ihm neben der Optimierung des täglichen Mundhygieneverhaltens weitere Maßnahmen zur Beseitigung von Mundgeruch näher gebracht werden. Die wichtigsten dabei sind:

• Zungenreinigung zur mechanischen Entfernung von Zungenbelag
• Remotivation und Reinstruktion der Interdentalreinigung
Spezielle Mundspüllösungen (z. B. meridol® HALITOSIS Mundspülung)
• Zuckerfreie Kaugummis mit dem Inhaltsstoff Xylitol
• Regelmäßiges Trinken von Wasser
• Verwendung von Speichelersatzmittel (z.B. Glendosane®, Salivamedak®, oder Bepanten®-Tabletten)
• Empfehlung der Nasenatmung statt der Mundatmung
• nächtliche Luftbefeuchtung mit einem Befeuchtungsgerät

So haben Sie ein breit gefächertes Lösungsinstrumentarium zur Hand, das ein Gespräch über das Problem „Mundgeruch“ nicht peinlich werden lässt, sondern therapeutischen Charakter haben wird.

 

Autorin:
Barbara Bergmann
Prophylaxeassistentin in Wien